Die größten Mythen und Ammenmärchen rund ums Stillen

Im Laufe von Jahrhunderten hat sich der Umgang mit Kindern und das Bild über Kindererziehung stark verändert. Auch die Themen rund ums Stillen verunsichern manchmal Mütter stark, weil viele Mythen entstanden sind.

Nun wird es Zeit mit den Mythen und Ammenmärchen aufzuräumen.

1. Nicht jede (kleine) Brust/ Brustwarze ist fürs Stillen geeignet. Das liegt bei uns in der Familie, deshalb haben die weiblichen Familienmitglieder auch nicht gestillt

Die Brustform und die Brustgröße sind nicht ausschlaggebend für eine große oder kleine Milchmenge. Das Brustdrüsengewebe ist entscheidend, ob gestillt werden kann oder nicht.

Nur ganz wenige Frauen haben wirklich zu wenig Brustdrüsengewebe, um ausreichend Milch zu produzieren. Bei einem Verdacht beim schlechten Gedeihen des Kindes kann eine Fachkraft diagnostizieren, ob es mit zu wenig Drüsengewebe zusammenhängt.

Das Brustvolumen ist von dem Fettgewebe abhängig und eine große Brust kann auch zum Stillen ungeeigneter sein, wenn sie weniger Brustdrüsengewebe enthält als eine kleine Brust. Dass die eigene Mutter nicht gestillt hat, hängt eher nicht von ihrer eigenen Einschätzung ab, dass ihre Brust fürs Stillen ungeeignet war, sondern von zu wenig Unterstützung bei Stillproblemen. Damalige ungünstige Rahmenbedingungen, zu wenig Aufklärung über die Vorteile des Stillens sowie die Freiheit über andere Bezugspersonen die Flasche zu geben, war vielleicht verlockender für die Mutter sich nicht lange mit dem Stillen aufzuhalten.

2. Wunde Brustwarzen haben öfters hellhäutige und rothaarige Still-Mamas

Eine Brustwarze ist nicht widerstandsfähiger, je dunkler pigmentiert sie ist. Wunde Brustwarzen kommen bei stillenden Müttern weltweit vor. Unabhängig vom Hauttyp, Hautfarbe und der Kultur.

Brustwarzen, die durch die Schwangerschaftshormone sensibler werden, können gezielt durch Massagen auf das Stillen vorbereitet werden, bevor das Baby angelegt wird.

Der Hauptgrund für wunde Brustwarzen liegt im falschen Anlegen und Saugen des Kindes

3. Stillen funktioniert instinktiv

Es gibt Mütter, die davon überzeugt sind, dass bei ihnen das Stillen reibungslos gehen wird und sie haben in der Tat kaum Anfangsschwierigkeiten und Hürden zu bewältigen. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten hindert es sie nicht ihr Vorhaben ihren Stillplan durchzuziehen.

Dennoch funktioniert Stillen nicht instinktiv, sondern ist eine erlernte Fähigkeit. Da in Zeiten von Kleinfamilien und Pulvermilch einer Still-Mama oft Vorbilder fehlen, klappt das Stillen nicht immer ohne Probleme auf Anhieb. Durch die richtige Anleitung von Hebammen und Stillberaterinnen können viele Stillprobleme im Nachhinein behoben werden und es kann sich eine entspannte Stillzeit einstellen.

4. Die Trinkmenge der Mutter hat keinen Einfluss auf die Milchmenge

Trinkt die Mutter überdurchschnittlich viel, produziert ihre Brust dadurch nicht mehr Milch. Eine zu hohe Milchmenge führt eher zu häufigerem Wasserlassen. Eine zu niedrige Milchmenge hat negativen Einfluss auf den Kreislauf. Nach aktuellem Bedarf und eigenem Durstgefühl je nach Jahreszeit und Situation sollte die Mutter ihren Flüssigkeitsbedarf decken. Während intensiven Stillphasen wird ihr natürliches Durstgefühl sie daran erinnern Flüssigkeit zu sich zu nehmen.

Die Milchmenge wird hauptsächlich durch häufiges und langes Stillen beeinflusst.

5. Am Abend ist nur wenig Milch in der Brust

Gestillte und nicht gestillte Babys sind öfters aus vielen Gründen abends unruhiger. Am Abend holen sie sich oft ihre extra große Milchration. Die Kalorien des Tages werden nachgeholt und durch ausgiebiges Stillen am Abend wird die Milchproduktion für den nächsten Tag angeregt. Das lange abendliche Stillverhalten wird als “Clusterfeeding” bezeichnet. Durch das häufige Saugen wird das milchbildende Hormon Prolaktin ausgeschüttet, was dem Baby am nächsten Tag eine ausreichende Milchmenge sichert.

6. Flaschenmilch macht das Kind besser satt und es schläft besser

Es hat viele Gründe, weshalb ein Kind nachts wach wird. Hunger- und Durstgefühl ist nur ein Grund. Unwohlsein, Frieren, Schwitzen, Angstgefühle, Träumen und Verarbeiten des Tages sind weitere Gründe, die ein Kind am “Durchschlafen” hindern. Besonders abends verarbeiten Kinder den Tag und sind dementsprechend unruhig und trinken abends in kleineren Mengen. Die Ursache allein im Stillen zu suchen, ist zu einfach.

Nach dem sechsten Lebensmonat braucht das Baby nachts keine Milch mehr und kann nachts abgestillt werden

Das magische Alter von sechs Monaten wird gerne dafür angesetzt, dass das Baby nun durchschlafen kann und auf keine Nachtmahlzeit mehr angewiesen ist. Ein Baby mag nachts irgendwann vielleicht keinen Hunger mehr haben, aber es hat ein anderes Bedürfnis wie das nach Sicherheit und Geborgenheit. Stillen nach Bedarf bedeutet auch nachts die Bedürfnisse des Kindes zu befriedigen, auch, wenn Hunger irgendwann nicht mehr der tragende Impuls des Kindes für das Stillen ist. Das nächtliche Stillen hat Einfluss auf die Milchmenge und dank des nächtlichen Stillens können unangenehme Milchstaus verhindert werden.

7. Nächtliches Stillen führt zu Karies beim Kind

Frühkindliche Karies hat andere entscheidende Gründe zur Entstehung, aber nicht nächtliches Stillen. Durch die Saugtechnik beim Stillen nimmt das Kind viel Brust in den Mund, so dass die Milch weit hinten im Rachen fließt ohne die Zähne zu berühren. Außerdem sind in der Muttermilch Stoffe enthalten, die sogar eine Ausbreitung von Bakterien im Mund verhindern. Das Dauernuckeln an Flaschen von gesüßten Getränken, unzureichende Zahnhygiene und die Übertragung von Kariesbakterien durch Löffel ablecken von Bezugspersonen sind die entscheidenden Faktoren zur Entstehung von Karies.

8. Das Kind saugt die Mutter aus

In der Tat gibt es Frauen, die sich durch das Stillen ausgelaugt fühlen. Stillen erfordert eine zusätzliche Aufnahme von 500 Kalorien am Tag. Aber ausschließlich das Stillen ist nicht immer der Grund dafür. Oft ist es die immense Lebensveränderung durch das Kind, die Anstrengungen der Geburt und die jetzige Verantwortung für das eigene Kind kann so manch eine Mutter überfordern. Der Schlafmangel, die wenige Zeit, um sich um eine ausgewogene Ernährung zu kümmern, der Spagat zwischen Haushalt und den Bedürfnissen des Kindes können eine frischgebackene Mutter stressen.

Mit dem Bewusstsein, dass die eigenen Wünsche und Bedürfnisse hinten an stehen, kann es zu einem Leistungstief und Schlappheit führen. Dadurch kann die Mutter sehr leicht an Gewicht verlieren, sieht ausgemergelt aus und Außenstehende bekommen den Eindruck, das stillende Baby saugt die Mutter durch das Stillen aus. In die Rolle der Mutter, d.h. 24 Stunden á sieben Tage in der Woche, 52 Wochen im Jahr muss man erstmal reinwachsen. Keinem Arbeitnehmer würde solch eine Präsenz inklusive nicht gesetzlich geregelter Ruhepausen zugemutet werden.

Feste Erholungsphasen am Tag wie sich zum Mittagsschlaf des Kindes ebenfalls hinzulegen und die Stillzeiten als kleine Auszeit vom Alltag zu betrachten, sollte eine Pflicht für die Mutter sein, wenn sie sich müde und gestresst fühlt.

9. Stillen führt zu Haarausfall
Während der Schwangerschaft fallen die Haare weniger aus. Der Körper ist in allen Bereichen auf Erhalt eingestellt. Nach der Geburt normalisiert sich wieder der Haarzyklus und es fallen wieder Haare wie vor der Schwangerschaft aus. Der “normale”, nun jetzt ungewohnte Haarausfall wird mit dem Stillen in Verbindung gebracht, was aber nicht mit dem Stillen zusammenhängt, sondern mit der Hormonveränderung während der Schwangerschaft und nach der Geburt.

10. Um einen Milchstau zu vermeiden, müssen bei jeder Stillmahlzeit beide Brüste leer getrunken werden

Ein Stillen nach Bedarf bedeutet, dass das Baby selbst entscheidet, wann es satt wird. Mal reicht eine Brust aus, mal trinkt es an der zweiten Brust auch noch recht viel. Die Faustregel, dass beide Brüste leer getrunken werden müssen, geht nicht mit dem Sättigungsgefühl des Babys einher. Außerdem können die Brüste nicht leer getrunken werden, da die Brust ständig Milch nachbildet. Ein Wechsel der Brüste nach jeder Stillmahlzeit und sogar ein langes Stillen an einer Brustseite reichen aus, dass das Baby nach Bedarf satt wird. Ein Milchstau kann durch falsche Anlegepositionen, Stress oder innere Blockaden, die den Milchspendereflex negativ beeinflussen, ausgelöst werden.

11. Das Baby wird nicht satt. Die Muttermilch ist so dünn wie Wasser

Die Milchzusammensetzung ist speziell für die Bedürfnisse des Kindes je nach Alter und Jahreszeit optimal ausgerichtet. Die Vordermilch ist dünnflüssig und erfüllt den Zweck den Durst des Babys zu löschen. Trinkt das Kind lange genug an einer Seite, fließt per Milchspendereflex die sättigende Hintermilch. Diese enthält viele Nährstoffe, Fett, Eiweiß, Milchzucker, Kalorien und macht daher satt. Am Gedeihen des Kindes, einem guten Allgemeinzustand und einer normalen Gewichtszunahme kann man davon ausgehen, dass das Baby genug Hintermilch trinkt.

12. Es müssen feste Stillzeiten mit Abständen zwischen den Stillpausen von bis zu vier Stunden eingehalten werden

Der Gedanke dahinter ist, dass neue Milch im Magen noch auf unverdaute Milch trifft und es daher zu Bauchschmerzen beim Baby führen könnte. Diese Vermutung ist absolut falsch, denn sonst hätten Babys, die nach Bedarf teilweise stündlich oder alle zwei Stunden gestillt werden, den ganzen Tag über Bauchschmerzen, was nicht zutrifft. Auch Erwachsene warten nicht stundenlang bis z.B. das deftige Weihnachtsessen verdaut ist, um erst dann zum süßen Nachtisch zu greifen. Auch im Restaurant wird innerhalb von zwei Stunden eine Vorspeise, der Hauptgang und eine Nachspeise gegessen und das auch ohne Magen-Darmbeschwerden.

13. Wenn die Mutter erkrankt oder Medikamente einnehmen muss, muss eine Stillpause eingelegt oder abgestillt werden

“Gängige” Erkrankungen wie Erkältungen, Fieber und Entzündungen sprechen für eine normale Stillzeit ohne Unterbrechungen. Fieber überträgt sich nicht auf das Baby und die Milch ist nicht dadurch heiß. Die Angst über die Muttermilch Krankheitserreger an das gestillte Kind weiterzugeben, ist falsch. Im Gegensatz schützt die Muttermilch das Kind vor den Krankheitserregern, indem eine höhere Konzentration von den passenden Abwehrstoffen in der Milch zu finden sind.

Bevor die Krankheitssymptome bei der Mutter zum Vorschein treten, war das Kind bereits diesen Krankheitskeimen ausgesetzt. Die Muttermilch enthält jetzt noch mehr Antikörper, die das Kind vor dem Krank werden schützen. Ist das Kind bereits erkrankt, ist die Muttermilch die beste Medizin. Der Krankheitsverlauf beim Kind verläuft dank des Stillens wesentlich leichter.

Die Gründe für eine Stillpause sind wirklich ansteckende Krankheiten, welche zu einer Stillpause oder bestimmte Erkrankungen wie eine HIV-Infektion, die zum Abstillen führen müssen. Heutzutage lassen sich viele Medikamente mit dem Stillen vereinbaren.

14. Eine rauchende Mutter darf nicht stillen

Zwar gehen toxische Inhaltsstoffe in die Muttermilch über, dennoch profitiert das Kind von den vielen Vorteilen des Stillens. Außerdem sind Kinder von rauchenden Eltern eher gefährdet Asthma und Lungenerkrankungen zu entwickeln sowie ein schwächeres Immunsystem zu haben. Muttermilch versorgt nicht nur mit den passenden Abwehrstoffen, sondern hat auch einen schützenden Effekt vor späteren Atemwegserkrankungen.

Des Weiteren ist auch Passivrauchen, also, wenn die Mutter zwar nicht raucht, aber der Vater im Beisein des Kindes raucht, für das Kind gesundheitsschädlich.

Die Mutter sollte nicht vor dem Stillen rauchen und generell ihren Zigarettenkonsum überdenken, der sich negativ auf den Milchspendereflex auswirkt. Auch der Saugreflex bei den Babys verringert sich. Babys von Raucherinnen sind nervöser und neigen mehr zu Koliken und Durchfall. Die Babys haben Einschlafprobleme und neben Entwicklungsstörungen ist das Risiko für den plötzlichen Kindstod erhöht.

Die vielen Nachteile, die mit dem Rauchen verbunden sind, stören auch die Mutter-Kind-Bindung, wenn das Kind unruhiger ist, schlecht in den Schlaf findet oder schlechter gedeiht, was auch an den Nerven der Mutter zehren kann. Ob Rauchen dann immer noch trotz der erschwerten Umstände bei dem Umgang mit dem Baby immer noch gerechtfertigt ist, muss die Mutter selbst entscheiden und die Folgen dann auch ausbaden.

Zumindest dem eigenen Kind zuliebe, was sich nicht vor Nikotinrauch selbst schützen kann, sollte Grund genug sein aufs Rauchen zu verzichten. Nikotinpflaster oder Kaugummis können vorübergehend helfen von der Nikotinsucht los zu kommen.

Weniger zu rauchen und dennoch zu stillen, ist immer noch besser, als nicht zu stillen.

15. Nach einer Zahnbehandlung mit örtlicher Betäubung muss eine Stillpause eingelegt, bestenfalls die Milch abgepumpt und verworfen werden

Die Rückstände der Narkose sind dermaßen minimal, wenn überhaupt in der Muttermilch nachweisbar, dass keine Stillpause nach einer Narkosebehandlung erforderlich ist. Es muss auch nicht extra Milch abgepumpt und weggeschmissen werden, da sie nicht dadurch verdorben ist. Weitere Infos gibt es hier: www.embryotox.de

16. Bei einer Brustentzündung inkl. Abszess muss abgestillt werden

Trotz schmerzhafter Brustentzündung geht die Entzündung dank des Stillens meistens schneller vorüber. Bettruhe, Wärme und Stillen helfen bei einer fieberhaften Brustentzündung. Eine Stillberaterin, Hebamme oder der Arzt sollten die Brust untersuchen und ggfs. Medikamente verschreiben, die sich mit dem Stillen vertragen.

17. Bei einer erneuten Schwangerschaft sollte die Mutter abstillen

In der Regel darf in der Schwangerschaft weiter gestillt werden. Bei einem erhöhten Fehlgeburts- oder Frühgeburtsrisiko sollte sich die Mutter von ihrer Hebamme oder ihrem Frauenarzt beraten lassen. Das womögliche Abstillen sollte dennoch kindgerecht und langsam vollzogen werden statt abrupt abzustillen.

Manchmal stillt sich das Kind von selbst ab, weil ihm die Milch durch die Hormonumstellung nicht mehr so gut schmeckt. Die Muttermilch wird wieder auf das Kolostrum angepasst. Es kann auch der Wunsch der Mutter sein abzustillen, da mit größer werdendem Bauch und schmerzlich empfindlichen Brustwarzen das Stillen von der Mutter anstrengend empfunden wird.

Nach der Geburt kann das ältere Geschwisterkind bei überschüssiger Milch einen Milchstau vermeiden, indem es ein Teil der Milch schneller wegtrinkt.

18. Langgestillte Kinder, die auch bei den Eltern im Bett schlafen dürfen, werden verwöhnt und verzogen

Babys und kleine Kinder wachsen schnell und brauchen daher Energie und Nährstoffe. Sie brauchen das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit und fordern die Nähe ihrer Eltern ein. Muttermilch mit ihrer idealen Zusammensetzung und das Familienbett bzw. gemeinsames Schlafen im Schlafzimmer erfüllen beide Bedürfnisse des Kindes. Geborgen und sicher gebundene Kinder haben mehr Selbstvertrauen und können ihren Urinstinkt und das Vertrauen in ihr Umfeld festigen. Von einem Verwöhnen, indem einem Kind Liebe und Fürsorge geschenkt wird, ist daher nicht die Rede. Ein Baby kann sich nicht selbst Nahrung holen oder zur Mutter gehen, um gekuschelt zu werden.

Die älteren Generationen wie die eigenen Eltern oder Großeltern, die einen anderen Erziehungsstil erfahren haben, haben daher ein anderes Verständnis von Verwöhnen.

19. Langes Stillen schadet der kindlichen Psyche

Das liebste Argument von Stillgegnern ist, dass ein langes Stillen schädliche Effekte auf die Psyche oder die Entwicklung des Kindes hat.

Die American Academy of Pediatrics (weltweiter größter Verband von Kinderärzten) gibt dazu sein Statement, dass es keinerlei schädliche Hinweise auf die Entwicklung des Kindes gibt, wenn auch über das dritte Lebensjahr hinaus gestillt wird.

Stillen nach Bedarf und Langzeitstillen geht vom Kind aus. Wird auf die Bedürfnisse des Kindes eingegangen, bekommt das Kind das Gefühl ernst genommen zu werden. Sein Selbstvertrauen und seine Selbstsicherheit steigen.

20. Ist das Kind krank, sollte es nicht gestillt werden

Insbesondere bei Krankheit erfüllt das Stillen viele Anforderungen des Kindes gleichzeitig. Bei Magen-Darm-Infekten z.B. verweigert das Kind oft feste Kost, aber nimmt die Muttermilch an. Es wird nicht nur mit Flüssigkeit und Nährstoffen versorgt, sondern auch mit Abwehrstoffen, die das Kind zum Zeitpunkt seiner Erkrankung gerade benötigt.

Das gesteigerte Bedürfnis des Kindes nach Körpernähe und Kuscheln wird mit dem Stillen ebenfalls erfüllt.

21. Hat das Kind schon Zähne, ist es ein Zeichen dafür abzustillen, da es feste Kost kauen kann

Es gibt einige wenige Kinder, die mit einem oder mehreren Zähnen auf die Welt kommen. Dürfte dieses Kind dann keine Muttermilch oder Flaschenmilch trinken und am besten schon Brei bekommen, weil es schon den ersten Zahn hat, wenn es geboren wurde? Jeder würde diesen Gedanken für absurd halten, da die Magen-Darmflora noch nicht auf feste Kost eingestellt ist, unabhängig vom Vorhandensein eines Zahnes.

In Zeiten vom Zahnen kann es passieren, dass das Kind beim Stillen in die Brust beißt oder auch schon mal an der Brustwarze zieht. Wenn die Mutter dem Kind verbal und non-verbal gegenüber kommuniziert, dass es ihr weh tut, hört das Kind recht schnell damit auf.

In der Tierwelt werden Tiere sogar mit Zähnen geboren und säugen. Auch, wenn sie bereits feste Nahrung zu sich nehmen können wie Gras, Heu oder Gemüse, trinken Pferde und Kühe beispielsweise immer noch die Milch ihres Muttertieres.

22. Ist das Baby sechs Monate alt, darf es nachts nicht mehr gestillt werden

Die Angst das Baby würde sich an nächtliches Essen gewöhnen oder zu dick werden, steckt meistens dahinter. Kleine Babys sind aufgrund ihres schnellen Gehirnwachstums und dem kleinen Magen darauf angewiesen auch nachts mit Nährstoffen versorgt zu werden. Mit nächtlichem Stillen überfüttern sich Babys nicht. Stillen stillt die Bedürfnisse nach Sicherheit und Geborgenheit, die das Baby auch nachts einfordert.

23. Ab vier Monaten wird es Zeit für Beikost, da die Inhaltsstoffe der Milch nicht mehr ausreichen

Trotz mancher offizieller Empfehlungen muss auf die Beikostreifezeichen des Kindes geachtet werden. Im Alter von vier Monaten ist der Zungenstoßreflex noch nicht zurückgebildet und das Baby spuckt den Brei wieder aus als normaler Schutz davor Fremdstoffe nicht zu verschlucken.

Die Muttermilch passt sich stets dem Alter des Babys an, so dass mit sechs Monaten die Muttermilch vermehrt unspezifische Abwehrstoffe beinhaltet, da in dem Alter das größere Baby anfängt sich alles in den Mund zu stecken. Auch nach Einführung der Beikost, die manche Babys erst auch mit acht Monaten oder später angenommen haben, bleibt die Muttermilch Hauptnahrung und wird von der Beikost ergänzt.

Studien zeigen, dass Babys nach sechs Monaten Vollzeitstillen seltener an Infektionen der Atemwege, des Darmtraktes sowie an Mittelohrentzündungen leiden.

Zeigt das Kind aktives Interesse am Essen der Erwachsenen, darf es von den (kindgerechten) Speisen probieren. Manchmal verebbt die anfängliche Neugier nach fester Kost wieder und das Baby hat wieder für längere Zeit kein Interesse.

24. Stillen verändert die Brust zu ihrem Nachteil und ein Hängebusen nach dem Stillen ist vorprogrammiert

Unabhängig vom Stillen tragen mehrere Faktoren zur Form der Brust bei. Zum einen spielt die Genetik eine Rolle, die die Brustform, die Form der Brustwarze sowie die Größe und Farbe des Warzenhofes bestimmt. Insbesondere Gewichtsschwankungen während der Pubertät mit starken Gewichtszunahmen und -abnahmen und die genetische Bindegewebsstruktur sind für die Form der Brust verantwortlich. Auch die Schwangerschaft und die allgemeine Veränderung des Körpers in dieser Phase verändern ebenfalls die Brust.

Die Ernährung spielt ebenfalls eine Rolle, mit der es auch möglich ist den Alterungsprozess durch viele Vitamine, Nährstoffe und Antioxidantien hinauszuzögern. Eine schlechte und unausgewogene Ernährung führt zu einem schlechten Hautbild mit schlaffer Haut.

Nach dem Abstillen dauert es einige Zeit bis sich das Brustdrüsengewebe wieder zurückgebildet hat. Nachdem wieder mehr Fett eingebaut wird, erhält die Brust wieder ihre Form. Dieser Prozess nach dem Abstillen kann bis zu zwei Jahre dauern.

Mit dem Stillen allein verändert sich die Brust ebenfalls mehrmals durch Milcheinschuss, pralle Brust dank überschüssiger Milch oder sie wird schlaff, wenn sie leer getrunken ist.  Stillen ist nicht für die natürliche Brustveränderung verantwortlich. Bedingt durch die jeweiligen Lebensumstände führen diese zur nachteiligen Veränderung der Brust.

Im Buch Stillbrüste – 100 x Mamas Milchbar im Portrait haben sich Still-Mamas anonym oben ohne fotografieren lassen, um die Veränderung der Brust nach Schwangerschaft und während der Stillzeit zu dokumentieren.

25. Spätestens mit einem Jahr gehört die Brust wieder dem Mann und es wird Zeit das Kind abzustillen

Der Busen gehört der Frau, weder dem Kind und erst recht nicht dem Mann. Wann abgestillt wird, ist eine Entscheidung zwischen Mutter und Kind. Möchte die Mutter aus persönlichen Gründen nicht mehr stillen, so ist das ihre alleinige Entscheidung. Abzustillen, nur damit der Mann seinem Verlangen nach der Brust seiner Frau nachgehen kann, ist definitiv das falsche Motiv fürs Abstillen.

26. Während der Stillzeit muss die Mutter auf blähende Lebensmittel und Zitrusfrüchte verzichten

In der Regel darf die Mutter normal essen. Wenn das Kind irgendein Lebensmittel nicht vertragen sollte, kann sie es aus ihrem Speiseplan herausnehmen. Präventiv allergieauslösende Lebensmittel zu meiden, insbesondere, wenn in der Familie bereits Allergien vorliegen, ist ratsam. Eine bestimmte Diät und einen strikten Essensplan in der Stillzeit zu befolgen, ist nicht notwendig.

Ob ein Stillkind wirklich mit einem wunden Po auf Zitrusfrüchte und Chili reagiert, muss selbst festgestellt werden, bevor vitaminreiches Obst oder gut gewürzte Speisen monatelang vorsorglich vom Speiseplan gestrichen werden.

Dass blähende Lebensmittel wie Zwiebeln, Kohl und Hülsenfrüchte beim Kind Bauchschmerzen und Blähungen verursachen, beweist keine Ernährungsstudie bei stillenden Müttern. Es kann sein, muss jedoch nicht sein. Da das Verdauungssystem des Babys sich erstmal entwickeln muss, können auch ohne ersichtlichen Grund auch Bauchschmerzen eintreten.

Genauso kann auch bei der Flaschenmilch ein Kind das Kuhmilcheiweiß nicht vertragen, die in extremen Fällen eine therapeutische Spezialnahrung notwendig macht.

27. Du musst auf bestimmte Lebensmittel verzichten

Zu den absoluten Klassikern gehört, dass stillende Mütter keine blähenden Lebensmittel wie Kohl, Zwiebeln und Hülsenfrüchte essen dürfen. Das Kind bekommt dadurch Blähungen und Bauchschmerzen. Oder auch: Zitrusfrüchte wie Orangensaft oder scharfe Gewürze wie Chili machen einen wunden Po. Es gibt so manche Beiträge im Internet, die diese Aussagen pauschal und ohne jegliche Begründung aggressiv widerlegen und das obwohl keine einzige Ernährungsstudie bei stillenden Müttern jemals einen Hinweis für einen Zusammenhang gefunden hat.

Aber Moment mal: Warum haben alle Mütter diese Behauptungen mindestens einmal gehört? Wäre da nicht was dran, dann würde dieses Gerücht doch schon lange nicht mehr existieren, oder?

Nun, es kann so sein, muss aber nicht. Zunächst einmal haben alle Neugeborenen Blähungen und Bauchweh, denn das Verdauungssystem des Kindes muss sich erst entwickeln und einspielen.

Wie es sich jedoch tatsächlich bei Deinem Kind verhält, wirst Du nur erfahren, wenn Du es ausprobierst. Generell kann hier auch gesagt werden: Wenn Du das Essen gut verträgst, tut es Dein Kind auch.

28. Das Baby bekommt Bauchschmerzen und Blähungen von bestimmten Lebensmitteln, die die Mutter isst

Das Baby war schon im Mutterleib an viele Lebensmittel aus dem Speiseplan der Mutter durch das Fruchtwasser gewöhnt. Meistens isst die Mutter nach der Geburt die selben Nahrungsmittel und bereitet die gleichen Speisen zu wie bereits in der Schwangerschaft.  Geschmack und Verträglichkeit des Lebensmittels war das Baby schon im Fruchtwasser ausgesetzt. Zwar gibt es Lebensmittel, denen eine blähende Eigenschaft nachgesagt wird, auf die ein Baby durch die Muttermilch reagieren kann.

Aber nicht jedes Baby muss auf Zwiebeln und gewisse Kohlarten, die die Mutter während der Stillzeit verzehrt hat, mit Bauchschmerzen reagieren. Genauso kann ein Baby auf die Inhaltsstoffe von Vitamin D, welches ihm oral mit der Muttermilch verabreicht wird mit Unwohlsein reagieren.

Bei Stillkindern ist auch unregelmäßiger Stuhlgang von mehrmals am Tag bis 14 Tage kein Stuhlgang normal

Je nach Alter des Babys variiert die Häufigkeit des Stuhlgangs. Normal ist es, wenn Babys in den ersten vier bis sechs Wochen mehrmals Stuhlgang pro Tag haben, was ein Hinweis dafür ist, dass sie eine ausreichende Milchmenge trinken. Nach sechs Lebenswochen kann sich der Stuhlgang umstellen. Das Kind hat weiterhin drei Mal am Tag Stuhlgang und ab und an auch mal tagelang, auch bis zu 10 bis 14 Tage keinen Stuhlgang, was auch normal sein kann.

29. Eine stillende Mutter sollte keinen exzessiven Sport treiben, sonst wird ihre Milch “sauer”

Durch Sport entsteht im Körper Milchsäure, die wieder abgebaut werden muss. Der typische Muskelkater ist das Zeichen für zu viel Milchsäure in den Muskeln durch Überanstrengung nach ungewohntem oder exzessivem Sport. Dass stillende Mütter, die Sport treiben, daraufhin saure Milch in den Brüsten hätten, ist ein Ammenmärchen. Fakt ist, dass intensiver Sport vor dem Stillen den Lactat-Gehalt in der Muttermilch steigert. Dies bewirkt, dass die Milch weniger süß schmeckt.

Auch, wenn der Geschmack der Milch sich nach exzessivem Sport etwas verändern sollte, stört es das Kind nicht und schadet ihm auch nicht, da sie nicht schlecht geworden ist.

Das Baby darf problemlos nach dem Sport gestillt werden.

31. Ein sättigender Abendbrei verhilft zum besseren Schlaf des Babys

Ein Marketinggag der Lebensmittelindustrie, um ihren “Gute-Nacht-Brei” dem Baby auf den Geschmack zu bringen. Das Kind hat einen anderen Schlafrhythmus als Erwachsene und wacht aus verschiedenen Gründen nachts auf. Nicht immer aus Hungergründen. Meist ist es die Nähe zur Bezugsperson und das Verlangen nach der vertrauten Brust, die durch die schlaffördernden Inhaltsstoffe der Muttermilch dem Baby wieder dazu verhelfen einzuschlafen.

Erwachsenen wird eher geraten abends leichte Kost zu essen, damit die Verdauungstätigkeit am Abend und in der Nacht nicht überfordert ist. Warum soll dann ein Baby mit einer großen und sättigenden Nahrungsmenge besser schlafen können?

Das häufige Aufwachen eines Babys hat früher evolutionsbedingt sein Überleben gesichert. Das Baby hat durch sein Aufwachen sichergestellt, dass es die ganze Nacht über warm gehalten, geschützt und ausreichend mit Nahrung versorgt wurde. Es ist natürlich, dass das Kind nachts wach wird und erst mit zunehmender Reife des Kindes verändert sich auch sein Schlafzyklus.

32. Nur stillende Mütter sind die besseren Mütter

Stillen und die Hormonumstellung der Mutter in der Stillzeit erleichtert es ihr auf die kindlichen Bedürfnisse einzugehen. Das Liebes- und Bindungshormon macht sie feinfühlig im Umgang mit ihrem Kind und sie vertraut eher ihrer Intuition, als es unnötig an Bezugspersonen abzugeben.

Dennoch ist Stillen kein Garant dafür, dass auch immer eine sichere Mutter-Kind-Bindung aufgebaut wird. Dazu gehören noch andere Faktoren auch.

Geht eine Mutter, die ihrem Kind die Flasche gibt, feinfühlig um, reagiert prompt und richtig auf seine Bedürfnisse, ist sie eine bessere Mutter als eine, die zwar stillt, aber ansonsten sich wenig für ihr Kind interessieren würde und seine anderen Bedürfnisse ignoriert.

Wenn Stillen allein das beste Allround für das Kind wäre, gäbe es keine sicher gebundenen Kinder, obwohl sie die Flasche bekommen haben. Genauso gibt es auch unsicher-gebundene Kinder, obwohl sie gestillt wurden.

In Zeiten von künstlicher Säuglingsnahrung liegt die Entscheidung bei der Frau allein, welche Art von Nahrung ihr Kind bekommen soll. Gäbe es keine künstlich-industrielle Alternative, wäre jede Frau gezwungen zu stillen, ob sie will oder nicht.

Dennoch darf die individuelle Entscheidung der Frau gegen das Stillen nicht negativ beurteilt werden.

33. Muttermilch ist oftmals an Allem schuld

Insbesondere Stillgegner und Personen aus dem engeren Umfeld, die insbesondere ein längeres Stillen kritisch betrachten, finden bei auftretenden Problemen auf Anhieb die Bestätigung dafür, dass die Ursache für das Problem im Stillen liegt.

Ob das Baby Bauchschmerzen hat, den Schnuller nicht nehmen will, die Mutter übermüdet ist, das Kind krank ist, das Kind sich nur von der Mutter beruhigen lässt, das Kind die Beikost nicht annimmt oder das Kind mit einem Jahr immer noch nicht durchschlafen kann, wird leicht dem Stillen die Schuld gegeben.

Die Lösung der Probleme liegt dann allein im Abstillen des Kindes. Die Stillmutter weiß zum Glück, dass die anderen in ihrer Meinung falsch liegen und sie wird ihre glückliche Stillbeziehung weiter fortführen.

34. Die stillende Mutter muss für zwei essen

Der Mehrbedarf an Kalorien liegt nur bei 200 bis 500 kcal pro Tag. Kommt die Mutter nicht zum Essen, werden ihre Fettreserven, die während der Schwangerschaft aufgebaut wurden, abgebaut. Die Milchbildung bleibt dabei auf dem gleichen Stand.

35. Bei zu wenig Milch helfen Stilltee, Malzbier, Stillöl und Milchbildungskugeln

Offiziell haben die genannten Dinge keine milchbildende Wirkung. Von Hebammen und Stillberaterinnen wird zwar Fenchel-Kümmel-Anis-Tee für eine bessere Verträglichkeit von bestimmten Lebensmitteln empfohlen und, um die Milchmenge zu erhöhen. Ob Malzbier die Milchmenge wirklich erhöht, sei dahin gestellt. Es ist jedoch Fakt, dass in jeder Kultur bestimmte Nahrungsmittel oder Getränke als milchbildend angesehen werden.

Was garantiert die Milchmenge erhöht, ist das korrekte Anlegen und häufige Saugen des Kindes an der Brust.

36. Stillen ist am Anfang mit Schmerzen verbunden

Ein unangenehmes Gefühl an der Brustwarze durch Ziehen und Kribbeln können am Anfang auftreten und sind normal. Ist das Stillen jedoch darüber hinaus schmerzvoll, dann ist die Brustwarze wund. Die Ursache kann in Anlege- und Saugproblemen liegen. Auch ein Milchstau kann schnell entstanden sein. Fachliche Beratung von einer Stillberaterin findet sich schnell die Ursache und eine Lösung.

37. Stillen hat keine Vorteile für die Frau

Stillen erfordert Energie. Dafür hat der Körper in der Schwangerschaft ein Polster zurückgelegt, der nun dank des Stillens schmilzt. Der Körper der Frau profitiert vom Stillen. Die Gebärmutter bildet sich schneller zurück, das Risiko an Eierstock- und Brustkrebs zu erkranken, sinkt und stillende Mütter haben einen höheren Schutz vor Osteoporose. Durch die Stillhormone stellt sich die Mutter auf die Bedürfnisse ihres Babys ein und die Hormone machen die Mutter ruhig und gelassen.

Außerdem schenkt jede Stillmahlzeit der Mutter eine Pause vom Alltag, bei der sie durchschnaufen kann und die Zeit beim Stillen für sich nutzen kann wie zum Lesen.

38. Das Baby darf nicht an der Brust einschlafen, weil es sich ein falsches Einschlafmuster angewöhnt

Die Natur hat diese besondere und einfache Einschlafhilfe für Mutter und Kind eingerichtet. Insbesondere abends und nachts sind in der Muttermilch schlaffördernde Hormone enthalten, die Mutter und Kind ruhig und schläfrig machen. Das Baby beruhigt sich beim Saugen an der Brust und findet auch nachts durch das Stillen leichter in den Schlaf. Außerdem profitiert das Baby von der Entwicklung der Muskulatur für die Kiefer- und Zahnstellung. Früher oder später stillt sich das Kind selbst oder durch die Mutter ab und es wird ein anderes Schlafritual eingeführt. Je älter das Kind, desto leichter wird es das Stillen durch Kuscheln zu ersetzen.

39. Einmal im Familienbett, wird das Kind niemals aus dem Elternbett oder Schlafzimmer ausziehen

Das Schlafen in unmittelbarer Nähe zur Mutter in einem Beistellbett oder im Elternbett erfüllt auf natürliche Weise viele Bedürfnisse des Babys. Wird das Baby nachts im Bett gestillt, wird es höchstwahrscheinlich im Laufe seiner Stillzeit zum Einschlafen und nachts an der Brust saugen wollen. Zum nächtlichen Stillen und Wiedereinschlafen ist ein gemeinsames Schlafen ideal. Die Angst, das Kind später nicht mehr aus dem Schlafzimmer rauszukommen, ist falsch.

So wie das Kind vom Rutschauto zum Laufrad und später zum Fahrrad wechselt, wird es ab einem bestimmten Alter auch in ein eignes Bett im Kinderzimmer wechseln.

Werden die Kinder schon im Kleinkindalter dazu gezwungen im eigenen Kinderzimmer zu schlafen, kommt es eher dazu, dass nachts das Kind das elterliche Bett aufsucht und sich zu ihnen kuschelt. Es bringt daher nicht viel, möglichst früh das Schlafzimmer für sich haben zu wollen, wenn das Kind noch danach lechzt seine Bedürfnisse nach Körpernähe zu stillen. Nachts würde es sich sowieso von selbst das holen, was es braucht, indem es nachts zum Familienbett wechselt.

40. Das Liebesleben leidet, wenn das Kind mit im Ehebett schläft

Sexualität muss ja nicht nur im Bett ausgelebt werden. Oft kommen gerade dadurch, dass das Kind im Ehebett schläft neue Ideen, die das Liebesleben wieder beflügeln. Der Wohnzimmerteppich, der Küchentisch, im Kinderzimmer, unter einer gemeinsamen Dusche etc.

Das Liebesleben leidet nicht dadurch, dass jetzt ein Kind das Ehebett teilt, sondern eher durch den neuen Alltag mit den verbundenen Faktoren wie Müdigkeit, Baby und Haushalt zu vereinbaren und in die Mutterrolle hinein zu wachsen.

41. Bei starker Hitze benötigt das vollgestillte Baby zusätzlich Wasser oder Tee

Bei starker Hitze wird sich das Kind einfach öfters melden und mehr von der durststillenden Vordermilch trinken. Muttermilch besteht schon zu 85% aus Wasser und enthält zudem wertvolle Elektrolyte und Nährstoffe, die im Wasser oder Tee nicht enthalten sind. Zusätzliche Flüssigkeit einem gesunden und nach Bedarf gestillten Baby zu geben, ist daher nicht nötig.

42. Nach sechs Monaten macht Muttermilch das Baby nicht mehr satt

Weil das Baby mit der Muttermilch ausschließlich dünn aussehende Flüssignahrung bekommt, mag es den Anschein haben, dass ein größeres Baby ab sechs Monaten nicht mehr durch die Muttermilch satt wird. Beeindruckend ist es jedoch, dass die Muttermilch ca. 68 kcal pro 100 ml enthält. Im Vergleich liegt der Kaloriengehalt von 100 g gekochten Karotten bei nur 28 kcal. 100 g Äpfel bringen nur 52 kcal. Die Beikost kann kalorienmässig nicht die sättigende Muttermilch ersetzen, die lediglich die Muttermilch ergänzt.

Außerdem liefert Beikost keine Immunstoffe und eine derart hohe Nährstoffdichte wie die Muttermilch, die sich mit sechs Monaten und auch im zweiten Lebensjahr in seiner Zusammensetzung speziell auf die Bedürfnisse des Kindes ändert.

43.Babys essen Brei

Es gibt Babys, die nehmen Brei gut an, andere wiederum nicht. Oft stecken auch anfängliche Schwierigkeiten dahinter wie die neue Esstechnik das Essen vom Löffel abzustreifen. Das Baby-led-weaning aus England hat bei uns Einzug gefunden und viele Mütter kommen damit zurecht, dass das Kind sich selbst füttert, indem es die angebotenen Lebensmittel untersucht, anknabbert und sie nach und nach selbst zum Mund führt.

Abgesehen von einer großen “Sauerei” auf dem Esstisch und unterhalb des Hochstuhls kann Fingerfood nicht allein die optimal zusammengesetzte Nährstoffkombination mit Ölbeigabe eines Breis ersetzen. Solange das Baby weiterhin Muttermilch erhält, spricht nichts gegen Beikost als Fingerfood. Ein Mittelweg zwischen gelegentlichem Brei und Fingerfood wie gedünstete Obst- und Gemüsestückchen sind oft ein guter Weg, um die Muttermilch zu ergänzen.

44. Die Beikost muss Fleisch enthalten

Fleisch ist in der Regel schwer verdaulich und braucht die meiste Zeit, um den Magen-Darm-Trakt wieder zu verlassen. Außerdem ist Fleisch aus konventioneller Haltung antibiotikabelastet und kann Krankheitserreger enthalten, wenn es nicht vollständig durchgegart wird.

Es ist nicht zwingend notwendig püriertes Fleisch in den Brei unterzumischen. Gute Kombinationen aus pflanzlichen Lebensmitteln versorgen das Kind ebenfalls gut mit Eisen. Gegartes Getreide wie Amaranth, Hafer und Hirse in Kombination mit Vitamin C-reichem Obst versorgt das Kind ebenfalls mit Eisen.

45. Mit dem Essen wird nicht gespielt

Babys haben eine natürliche Neugierde und möchten alles anfassen, es genauer analysieren und in den Mund stecken. So ertasten sie sich mit allen Sinnen Spielsachen und ihre Umgebung. Wenn man dem Baby die Freiheit lässt, wird es auch sein Essen mit den Fingern und Händen untersuchen, um es spielend kennen zu lernen.

Je nachdem, ob die Matscherei am Tisch und das spätere Aufräumen und Saubermachen die Eltern nicht stört, kann das Baby ruhig seine sinnlichen Erfahrungen mit dem Essen machen.

Manche Eltern sehen jedoch darin das Aneignen von faschen Tischmanieren, wenn sie ihr Baby monatelang mit dem Essen “spielen” lassen. Besonders am Anfang landet eher viel auf dem Boden und im Mülleimer als im Mund des Babys. Wenn Eltern ihrem Baby auch den Wert des Essens vermitteln wollen und ihr Baby daher nicht nur mit dem Essen spielen lassen wollen, ist das auch ihr gutes Recht.

46. Alle Babys brauchen einen Schnuller

In den ersten Lebenswochen ist für das Neugeborene das Saugen sehr anstrengend. Es verbraucht dabei Kalorien, aber erhält mit der Muttermilch neue Kalorien und wieder Energie. Außerdem wird das Kind beim Stillen für sein Saugen belohnt, was beim Schnuller nicht der Fall ist. Zwar befriedigt der Schnuller auch das Bedürfnis nach saugen, sollte bei Stillkindern eher gezielt eingesetzt werden. Das Saugen an der Brust und am Schnuller erfordert eine andere Saugtechnik und meistens nehmen Stillkinder keinen Schnuller an. Ein Kind kann sein komplettes Saugbedürfnis an der mütterlichen Brust stillen, wenn die Mutter es auch will. Das Stillen nährt, beruhigt, entspannt und ist eine sehr gute Einschlafhilfe.

Außerdem trainiert das Saugen an der Brust die Kiefer- und Mundmuskulatur und generell eine gesunde Entwicklung des Mundraums. Des Weiteren wird durch das Saugen ein kräftiger Mundschluss trainiert, der die gesunde Nasenatmung fördert, wodurch das Kind vor Infekten geschützt wird.

Spätestens, nachdem das problemlose Stillen sich eingependelt hat, kann hin und wieder ein Schnuller angeboten werden, wenn eine womögliche Saugverwirrung ausgeschlossen werden kann.

47. Schreien kräftigt die Lungen

Lungen sind von Geburt an funktionsfähig und müssen nicht durch das Schreien trainiert werden. Schreien ist das letzte Zeichen von Babys, wenn auf ihre Bedürfnisse nicht prompt und richtig reagiert wurde. Wird das Kind schreien gelassen, kräftigt es nicht seine Lungen, sondern erhöht seinen Stresspegel, da es sich alleine gelassen fühlt und sein Überlebenstrieb ihn zum weiteren Schreien zwingt. Letztendlich verfällt das Kind in eine Starre und schläft letztendlich erschöpft und mit einer negativen Erfahrung ein.

Beim Schreien schluckt ein Kind zudem viel Luft, was möglicherweise zu Bauchschmerzen führen kann und wieder zum erneuten Schreien.

Im Gegensatz lernt das Baby durch promptes Reagieren seiner Bezugspersonen Sicherheit und Vertrauen, was den Bindungsaufbau enorm unterstützt.

48. Durch langes Stillen wird die Bindung zur Mutter zu eng

Die Angst, dass der Vater oder andere Bezugspersonen wie die Großeltern durch die stillende Mutter zu kurz kommen, ist unbegründet. Ein Kind macht viele unterschiedliche Erfahrungen und kann verschiedene Bindungen zu seinen Bezugspersonen machen. Das Kind sammelt Erfahrungen bei der gemeinsam verbrachten Zeit mit seinen anderen Bezugspersonen beim Spielen, Tragen, Sprechen, gemeinsamen Erlebnissen und Ausflügen.

Genauso wie es sich bei der Mutter seine Nahrung in Form von Muttermilch holt, holt sich das Kind seine ausgelassene Tobe-Einheit beim Vater, seine Vorlesestunde bei der Oma und lustige Beschäftigungen beim Opa.

49. Wer direkt auf die Bedürfnisse des Babys reagiert, verwöhnt sein Baby

Ein Baby hat unterschiedliche Bedürfnisse wie wir Erwachsene auch. Seine einzige Art sich mitzuteilen und auf seine Bedürfnisse aufmerksam zu machen, ist es sich auf seine Art und Weise zu “melden”. Das Bedürfnis nach Liebe und Umsorgtwerden, ist ein Grundbedürfnis wie das nach Nahrung und Saubersein.

Die natürlichen Bedürfnisse seines Kindes zu befriedigen, ist kein Verwöhnen. Vielmehr lernt das Baby durch seine positiven Erfahrungen zu seinen Bezugspersonen, dass es ihnen Vertrauen kann und, dass die Welt ihm positiv gestimmt ist. Für die psychische und emotionale Entwicklung sind diese Erfahrungen für ein Baby sehr wichtig.

Viele Probleme und Störungen im Erwachsenenalter haben ihre Ursache durch einen falschen Umgang im Kindesalter durch seine Bezugspersonen. Emotional gefestigte Kinder werden zu emotional starken Erwachsenen.

50. Hat das Kind gelernt, dass immer auf seine Bedürfnisse reagiert wird, wird es den Eltern später auf der Nase rumtanzen

Das Kind hat durch seine positiven Erfahrungen gelernt, dass es gar nicht zu weinen braucht, da schon vorher auf seine Bedürfnisse reagiert wurde. Es wird weniger weinen als Kinder, die darauf monatelang konditioniert wurden viel weinen und schreien zu müssen, um wahrgenommen zu werden oder ihr Bedürfnis erfüllt zu bekommen.

Kinder, auf deren Bedürfnisse eingegangen wurde, entwickeln sich zu pflegeleichteren Kindern, die auch dafür Verständnis zeigen, wenn nun das Bedürfnis eines Elternteils im Vordergrund steht und sie erstmal warten müssen.

51. Das Kind stillt sich nie ab

Es gibt Kinder, die sich von heute auf morgen abstillen, da sie auf einmal zu den großen Kindern dazu gehören wollen und das Stillen jetzt nur noch für Babys ist. Viele Kinder haben das Stillen so lieb gewonnen, dass sie auch im Kleinkindalter und darüber hinaus noch gerne gestillt werden wollen. Je nach individueller Situation, ob es für Mutter und Kind noch passt, muss auch gemeinsam eine Entscheidung zum Abstillen gefällt werden. Ist das Kind schon alt genug, um die Gründe der Mutter zu verstehen, können daraufhin die Stillmahlzeiten langsam reduziert werden.

52. Durch das Stillen nimmt die Mutter schnell ab

Stillen erfordert zusätzliche Kalorien. Insbesondere in den ersten Wochen haben gestillte Mütter schon mal nachts oder morgens immensen Hunger, was auf den höheren Kalorienverbrauch auch zurück zu führen ist. Im neuen Mutter-Kind-Alltag kommen Mütter auch einfach nicht sofort zum Essen und der Hunger äußert sich in einer Heißhungerattacke.

Am Anfang können die Schwangerschaftspfunde durch das Stillen recht schnell purzeln. Es gibt Frauen, die während der Stillzeit darauf achten müssen, nicht zu dünn zu werden. Meistens bleiben jedoch ein paar letzte Kilos noch hartnäckig auf den Hüften.

Von Diäten während der Stillzeit ist auf alle Fälle abzuraten. Die Schadstoffe, die über Jahrzehnte sicher im den Fettdepots der Mutter deponiert sind, könnten sich lösen und über die Muttermilch aus dem Körper ausgeleitet werden. Außerdem achtet der Körper stets darauf, dass die Muttermilch möglichst nährstoffreich bleibt. Von den Diäten wird der Körper der Frau betroffen und ausgezehrt, um das Überleben des Kindes zu sichern.

53. Stillen schützt vor einer erneuten Schwangerschaft

Durch die Hormonumstellung während der Stillzeit ist das Hormon Prolaktin für die Muttermilchproduktion zuständig. Gleichzeitig vermindert Prolaktin die Bildung der Hormone FSH und LH, welche für die Reifung der Eizelle sorgen. Wird das Kind ausschließlich, häufig, lang genug pro Stillmahlzeit und nach Bedarf voll gestillt, kann Stillen in den ersten Monaten vor einer Schwangerschaft schützen, da die Monatsblutung lang genug ausbleibt.

Jedoch kann nach verändertem Stillverhalten durch die Einführung der Beikost und kürzere oder weniger werdende Stillphasen sich die Hormonsituation ändern, so dass ein Eisprung ausgelöst wird und bei Nichtbefruchtung die Monatsblutung folgt. Da der erste Eisprung nicht bekannt sein wird, weiß die Mutter nicht, ab wann sie das erste mal wieder empfängnisbereit wäre. Als eine sichere Verhütungsmethode spätestens nach einigen Monaten der Stillzeit ist das Stillen daher nicht verlässlich genug.