Langzeitstillen – Vorteile für die kindliche Gesundheit und Entwicklung
Was ist die natürliche und normale Stilldauer?
Bereits in vergangenen Kulturen gehörte es dazu Kinder mehrere Jahre zu stillen. Die Bibel berichtet, dass Moses von seiner hebräischen Mutter drei Jahre lang gestillt wurde, bevor er zum Mitglied der ägyptischen Familie wurde. Im alten Indien war es nicht ungewöhnlich Kinder so lange wie möglich, sogar bis zu neun Jahren zu stillen.
In englischen Publikationen zur Kinderpflege aus dem Jahr 1725 äußerten sich Ärzte missbilligend über das Stillen von Vierjährigen. Im Umkehrschluss war das Stillen bis vier Jahre anscheinend normal und darüber hinaus nicht mehr.
Anfang des 20. Jahrhunderts stillten Mütter in Japan und China ihre Kinder immer noch bis zu einem Alter von fünf Jahren.
Vor ca. 150 Jahren nahm die normal lange Stilldauer eine Kehrtwende ein.
Die meisten “Experten” empfahlen um 1850 herum nun ein Abstillen im Alter von 11 Monaten.
In nicht zivilisierten Kulturen, die nicht von dem Fortschritt der westlichen Welt betroffen waren, war es noch in den 1950er Jahren üblich, dass Kinder drei bis fünf Jahre gestillt wurden.
Mütter aus Afrika stillen nicht selten ihre Kinder mehrere Jahre lang.
Bei den Zinacanteco-Indianern, Nachfahren der Maya, stillt die Mutter ihr Neugeborenes an einer Brust und das Kleinkind an der zweiten Brust bis zum Alter von vier bis fünf Jahren.
Das Stillen über das Babyalter hinaus, ist in anderen Kulturen völlig normal, die im Einklang mit der Natur leben.
Eine klare Definition, ab welcher Stilldauer nun die Rede vom “Langzeitstillen” ist, gibt es nicht. Dazu gehen die Meinungen zu sehr auseinander. Einige betrachten ab Einführung der Beikost das Stillen als Langzeitstillen. Andere ab dem ersten Zahn, wiederum andere ab dem ersten Geburtstag.
Oft kursieren daher gewisse Meinungen von Stillgegnern über “langzeitstillende” Mütter, sie seien Öko-Mütter oder sie behindern ihr Kind an seiner Selbstständigkeit. Oftmals sind auch Außenstehende aus dem Umfeld der Mutter zu wenig informiert und kennen die Vorteile von Muttermilch nicht. Aus Unwissenheit oder Falschinformationen resultieren schlichtweg Ammenmärchen rund ums Stillen. Nachweislich gibt es jedoch keine Nachteile für Mutter und Kind durch das lange Stillen.
Das biologische Abstillalter von Menschenkindern liegt nach Berechnungen der Anthropologin Katherine A. Dettwyler im Minimum bei 2 bis 3 Jahren, im Maximum bei 6 bis 7 Jahren. Verschiedene wissenschaftliche Studien auch an Primaten ließen sie zu solchen Berechnungen kommen.
Die Empfehlungen der WHO ein Kind weiterhin nach Bedarf bis zum zweiten Lebensjahr und darüber hinaus zu stillen, wird oft als Empfehlung für Dritte-Welt-Länder angesehen. Mindestens zwei Jahre zu stillen, scheint laut WHO normal zu sein, daher könnte die Definition folgendermaßen lauten: Eine Stilldauer unter 2 Jahren ist Kurzzeitstillen und über zwei Jahre Langzeitstillen.
“Langzeitstillen” ist demnach nicht längeres Stillen, sondern normales Stillen und die biologische Norm während sich in der Gesellschaft das Kurzzeitstillen eingebürgert hat. Eine langstillende Mutter pflegt oftmals eine bedürfnisorientierte Beziehung zu ihrem Kind.
Längeres Stillen ist in der Gesellschaft nicht so angesehen, da sie suggeriert nach einem Jahr abzustillen. Die Gesellschaft verbindet Langzeitstillen mit Sexualität und macht Langzeitstillen zu einem Tabuthema. Auch mit einer frühen Arbeitsaufnahme möchten Frauen meistens das Stillen beenden, da sie zu wenig informiert darüber sind wie sie Stillen und Arbeiten gehen, dennoch verknüpfen können. Oftmals fehlen auch andere Eltern von länger gestillten Kindern als Vorbild.
Im Laufe der Stillbeziehung entwickelt sich eine längere Stilldauer als ursprünglich geplant
Am Anfang streben die wenigsten Frauen absichtlich eine lange oder gar eine mehrjährige Stilldauer an. Im Laufe der Stillzeit wächst die Mutter in ihre Stillrolle ein. Sie erfüllt selbstverständlich die Bedürfnisse ihres Kindes und merkt nach dem ersten Lebensjahr, dass ihr Kind immer noch gestillt werden möchte, obwohl sie vielleicht den ersten Geburtstag als magisches Alter zum Abstillen angedacht hatte.
Aus einer anfänglich “normal kurzen” Stillbeziehung entwickelt sich dann eine mehrjährige Stillbeziehung, bei der Mutter und Kind beide mit dem gewählten Weg einverstanden sind. Es fühlt sich für beide ganz normal an. So kann es dann durchaus passieren, dass ein Kind zwei, drei oder sogar vier Jahre gestillt wird oder vielleicht noch ein wenig länger.
Oft fehlen Gleichgesinnte oder andere langzeitstillende Mütter im engen Umfeld und sie können sich nicht gegenseitig den Rücken stärken, falls Widerstand oder unverständliche Meinungen auf sie einprasseln.
Daher verzichtet meistens die Mutter überhaupt sich mit Familienmitgliedern oder Freundinnen darüber zu unterhalten und lässt sie im Glauben ihr Kind sei spätestens zum Wechsel zur Familienkost abgestillt. Das Kind wird nur zu Hause gestillt und beim Besuch zu Hause hat die Mutter Herzklopfen, dass das Kind sich bloß nicht meldet und ihr Geheimnis nun auffliegt. Während in anderen Ländern es völlig normal ist, dass Kinder mehrere Jahre gestillt werden, muss die Mutter schon manchmal einige Tricks anwenden, um unnötigen Diskussionen aus dem Weg zu gehen.
Fakt ist: Ein Kind kann nicht zum Stillen gezwungen werden. Auch, wenn dem Kind die Brust angeboten wird, würde es vielleicht nur kurz nuckeln oder seinen Widerstand zeigen, den Schoß der Mutter verlassen und sich wieder seiner Beschäftigung widmen. Nur selten stillt sich ein Kind von selbst im ersten Lebensjahr ab.
Ein “Stillstreik” des Babys mit Abwenden des Köpfchens beim Stillen wird oft so interpretiert, dass das Kind nicht mehr gestillt werden möchte. Dass das Baby aus anderen Gründen schreit wie Reizüberflutung, ein Entwicklungsschub, Frustration des Kindes durch Abnahme der Milchmenge oder Veränderung des Geschmacks der Muttermilch bei erneuter Schwangerschaft, wird bei einem Stillstreik zu wenig Beachtung geschenkt.
Die selbst durchgeführte Online-Fragebogen-Umfrage von Kathrin Burri, die die Ergebnisse aus der Umfrage in ihrem Buch “Langes Stillen” vorstellt, zeigt, dass sich Stillen mit der Rückkehr der Mutter in den Beruf vereinbaren lässt. 58,4 % der stillenden Mütter, die an der Umfrage teilgenommen hatten, haben angegeben, dass sie berufstätig sind. 41,6 % der Mütter waren nicht berufstätig. In dieser Umfrage sehen 44% der Mütter keine Altersbegrenzung, wann wirklich abgestillt werden sollte. 16% halten ein Abstillalter von 3 Jahren und 14,4% ein Abstillalter von 4 Jahren als angemessen. Auch die Väter aus der Umfrage haben kein Abstillalter als Vorstellung. Sowohl Mütter als auch Väter konnten sich am wenigsten vorstellen ihr Kind mit 1,5 Jahren abzustillen. Die meisten Mütter in dieser Umfrage haben gar nicht eine längere Stillzeit eingeplant, sondern sind da hineingewachsen.
Lange stillen, kann grundsätzlich jede Mutter, wenn sie dies möchte.
Langzeitstillen: Schädlich oder nicht? – Die Vorteile des Langzeitstillens
Viele Mütter stellen fest, dass ein Baby vor seinem ersten Geburtstag eher weniger anfängt Milch zu trinken, jedoch im zweiten Lebensjahr zeitweise wieder so viel trinkt wie ein Neugeborenes. Wenn die Kinder anfangen zu laufen und selbst ihre Umwelt erforschen können, geraten sie in neue Situationen, die sie furchterregend finden oder sich auch in ihren Bemühungen übernehmen bestimmte Fähigkeiten zu beherrschen. Zu dieser Zeit hat das Kleinkind ein stärkeres Bedürfnis danach Bestärkung und Ermutigung für seine Fortschritte zu bekommen, die es sich durch das Stillen holt.
Seine Ängstlichkeit können Eltern verringern, indem sie von Anfang an seine Bedürfnisse erfüllen.
Neben den vielen Aspekten eine gute Beziehung zum Kind aufzubauen, kann langes Stillen im Kleinkindalter die Bindung stärken. In einer Langzeitstillphase ist die Bindung zum Kind gefestigt.
Vorteile des “Langzeitstillens”
- Perfekte Versorgung mit Nährstoffen
- Bessere Infektabwehr auch nach dem ersten Lebensjahr
- Keine Überfütterung durch das Stillen wie es bei der Flaschenfütterung passieren kann
- Stillen schützt vor Asthma, Allergien, Diabetes Typ 1 und 2 und Fettleibigkeit
- Gestillte Kinder haben weniger Sprachtherapien und Zahnkorrekturen
- Stillen fördert die seelische und geistige Entwicklung sowie das Sozialverhalten
- Stillen schützt vor dem plötzlichen Kindstod
- Muttermilch ist in der richtigen Temperatur, hygienisch und praktisch dosiert
- Stillen schont den Geldbeutel
- Die Oxytocin-Ausschüttung bewirkt beim Kind Zufriedenheit und ein beruhigtes Einschlafen
- Muttermilch verhilft durch schlaffördernde Inhaltsstoffe besser in den Schlaf des Babys zu gelangen
- Ist die Mutter krank, schützen die jeweiligen Inhaltsstoffe aus der Muttermilch das Kind vor dieser Krankheit
- Enge Bindung zur Mutter
- Das Kind ist weniger ängstlich, da es in seiner Persönlichkeit sicherer ist
- Bessere Ausreifung des Gehirns
- Weniger Ess- und Schlafstörungen
- Stillen nach Bedarf nimmt das Kind in seiner Individualität ernst
- Das Kind entwickelt einen positiven Selbstwert
- Deutlich bessere Kieferentwicklung, da die beteiligten Muskeln besser trainiert werden
- Ab dem 2. Lebensjahr hat Muttermilch eine höhere Konzentration an Antikörpern
- Gegen Krankheitskeime, die übers Stillen über die Brust in den mütterlichen Organismus gelangen, bildet die Muttermilch Antikörper
- Später ein geringeres Risiko für Fettleibigkeit
- Schutz vor Allergien
Die Vor- und Nachteile des Langzeitstillens für die Mutter
Außenstehende Menschen machen sich oftmals Sorgen über die Mutter, ob langes Stillen sie nicht auszehre. Die meisten Frauen nehmen zuerst durch das Stillen ab, haben manchmal Heißhunger und gewöhnen sich nach Hungergefühl an etwas mehr zu essen. Wenn die Beikost erfolgreich eingeführt wurde und das Kind weniger stillt, sollte die Mutter ihre Kalorienzufuhr etwas drosseln, um auch die restlichen Pfunde mit körperlicher Bewegung loszuwerden.
Es gibt nur einige wenige Frauen, die nach einem halben oder ganzen Stilljahr so viel Gewicht verlieren, dass sie Schwierigkeiten haben ihr Gewicht zu halten.
Nur bei einer stark “unterernährten” Frau stellt sich die berechtigte Frau, ob das Stillen nicht zu sehr an ihren körperlichen Kräften zehrt.
Der Körper der Frau ist für das Gebären und Stillen geschaffen, so dass bei einer ausgewogenen Ernährung keine Defizite für die Mutter zu befürchten sind.
Während der Stillphase bis zum Einsetzten der Monatsblutung sinkt der Östrogenspiegel, was völlig natürlich ist. Dieser führt zu Scheidensymptomen wie eine trockene oder juckende Scheide. Anscheinend möchte die Natur die Frau vor einer erneuten Schwangerschaft schützen, in dem ihr Interesse an Austausch von Intimitäten mit ihrem Mann verringert ist und eine trockene Scheide nicht zum Geschlechtsverkehr einlädt.
Eine vom Frauenarzt verschriebene östrogenhaltige Vaginalcreme beseitigt die Symptome ohne Nebenwirkungen. Mit Einsetzen der Regelblutung verschwinden die Symptome wieder. Der niedrige Östrogenspiegel hat laut Beobachtungen den Sinn die Frau vor verschiedenen Krebserkrankungen der Fortpflanzungsorgane zu schützen. Mütter, die zwei Jahre oder länger gestillt haben, haben ein geringeres Risiko an Brust, Gebärmutter- und Eierstockkrebs zu erkranken.
Auch Mütter sehen viele Vorteile im Langzeitstillen:
- Schnelles Einschlafen dank des Stillens
- Linderung beim Schmerz
- Trost bei Unwohlsein oder Angst
- Bei Krankheit gesicherte Flüssigkeits- und Nahrungszufuhr
- Schnellere Genesung bei Krankheit
- Enge und gute Bindung zum Kind
- Stillen nach Bedarf verbessert die kognitiven Leistungen
- Geringeres Risiko an Brust-, Gebärmutter- und Eierstockkrebs zu erkranken
Der entscheidende Unterschied beim Saugen an der Brust: Nahrungsaufnahme und Bindungsverhalten
Forschungen zum Bindungsverhalten unter John Bowlby haben gezeigt, dass es bei den Primaten Unterschiede gibt betreffend des Saugens und Nuckelns an der Brust. Das Saugen zwecks Nahrungsaufnahme und das Nuckeln zwecks Bindungsaufbau haben zwei separate Funktionen. Wer glaubt das Kind würde mehr Zeit mit der Nahrungsaufnahme verbringen, irrt sich. Das Nuckeln an Schnuller oder am Daumen ist nur ein Ersatz für die Brust und nicht umgekehrt. In bestimmten Lebensphasen wie Entwicklungsschübe, Umzug, Trennung der Eltern oder die Geburt eines Geschwisterkindes hat das Kind ein erneutes Verlangen nach dem Stillen. Dann geht es dem Kind nicht primär um die Nahrungsaufnahme, sondern um sein Bedürfnis nach Nähe. Beim Stillen fühlt es sich geborgen und sicher.
Ein Kind, dass eng und sicher an seine Eltern gebunden ist, wird seine Eltern im Alter nicht im Stich lassen. Ethnologische Forschungen haben gezeigt, dass die friedlichsten Völker diejenigen sind, wo das Stillen und die ungestörte Bindung einen hohen Stellenrang haben.
Eigene Zweifel am Langzeitstillen sind völlig normal
Dass die Mutter vielleicht irgendwann Zweifel bekommt, ob langes Stillen über das zweite, dritte und vierte Lebensjahr hinaus, überhaupt gut ist, ist völlig normal. Aus dem eigenen Umfeld kennt man nur wenige Mütter, die so lange Stillen und man kommt sich selbst alleine vor. Es fehlen meistens eigene Vorbilder aus der Familie, die ebenfalls lange gestillt haben, von ihren positiven Erfahrungen berichten und die zweifelnde Mutter stärken.
Kontakt zu Stillgruppen, zur La Leche Liga, die aus Müttern mit unterschiedlichen Stillerfahrungen berichten, können helfen das Selbstbewusstsein der Mutter zu stärken.
Die wichtigste Person, die eine Antwort zum Langzeitstillen geben kann, ist das eigene Kind. Es zeigt, ob es noch ein Bedürfnis nach Stillen hat, noch häufig an der Brust trinkt oder einige Stillmahlzeiten bereits zur Gewohnheit und einem festem Stillritual geworden sind, die nach und nach verkürzt und wegfallen können.
Spätestens beim zweiten Kind hat die Mutter kaum noch Zweifel über eine längere Stillzeit, nachdem sie die positiven Auswirkungen des Stillens bei ihrem ersten Kind beobachten konnte. Zwielichtige Bemerkungen von Fachpersonen, Familienmitgliedern und Freunden zum Thema Stillen fällt es dann leichter zu ignorieren, je länger die eigene Stillerfahrung ist.
Mutterliebe kennt keine Grenzen – Wie Du diskret
Dein Kind langzeitstillen kannst
Das größte Problem für viele Mütter ist, was andere Personen über ein längeres Stillen denken, wenn das Kleinkind anzeigt, dass es gerade draußen, beim Gottesdienst oder beim Zubettgehen, wenn Oma und Opa noch da sind, gestillt werden möchte. Auf Fragen ist es die beste Art mit Humor zu reagieren und schnell das Thema zu wechseln.
Andere von Deinem Standpunkt zu “bekehren” und sich in endlosen Diskussionen zu verzetteln, nützt nicht viel. Am besten ist es seine Mitmenschen darum zu bitten Dich zu unterstützen und Deine Entscheidungen als Mutter zu respektieren. Ansonsten sollte die Mutter das Gespräch, wenn es wieder um das Thema Abstillen geht oder ein ähnliches “leidiges” Thema, einfach beenden und klar sagen, dass sie sich zu diesem Thema nicht mehr unterhalten möchte.
Sollte das Stillkind dafür benutzt werden, um Kritik am Stillen auszudrücken und das Kind dadurch damit aufgezogen oder gehänselt werden, sollte die Mutter zum Schutz ihres Kindes einschreiten und den Kritiker in seine Schranken weisen. Ein kleines Kind, für den das Stillen das Natürlichste auf der Welt ist, kann es verstörend sein, wenn eine nähere Bezugsperson wie die Großeltern ihm jetzt einreden wollen, was sie von Langzeitstillen halten.
Die beste Devise ist es einfach nicht in Anwesenheit von bestimmten Leuten zu stillen, sobald das Kind das “übliche” Abstillalter erreicht hat. Damit entgeht die Mutter jeglichen unverständnisvollen Anfeindungen und unnötigen Diskussionen und muss sich nicht darüber aufregen, falls niemand ihren Standpunkt verstehen sollte.
Wenn Außenstehende zu viel wissen, macht man sich nur unnötig zum Tratsch innerhalb der Familie, die es vielleicht kennen nur die Flasche zu geben und das Kind zum Babysitten rumzureichen. Solange die Mutter nichts mehr zum Thema Stillen erzählt, werden die Mitmenschen annehmen, dass das Kind schon längst abgestillt sei, da es ja schon zum Essen am Familientisch gewechselt ist.
Mit Deinem Kleinkind kannst Du klare Vereinbarungen treffen, dass es nur noch zu Hause gestillt werden kann, wenn kein Besuch da ist.
Meine Erfahrungen mit dem Langzeitstillen
Damit mit dem Kleinkind in der Öffentlichkeit oder beim Familienbesuch keine Zitterpartie für die Mutter wird, sollte die Mutter einige grundlegende Dinge beachten, die den Verlauf der weiteren Stillzeit prägen.
Säuglinge müssen oft gestillt werden, je älter sie werden, desto länger sind auch die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten.
Ich habe es vermieden, in der Öffentlichkeit und später auch bei den Schwiegereltern in der Wohnung über das übliche “Abstillalter” hinaus zu stillen. Die ersten drei bis vier Monate nach der Geburt (Oktober bis Ende Januar) war ich mit meinem Baby überwiegend zu Hause und habe das Haus mit meinem Baby nur für Termine verlassen. Es war Winter, kalt, nass und die Jahreszeit lud nicht dazu ein mich mit meinem Baby draussen viel aufzuhalten.
Als ich mit meinem Sohn vier Monate altem Sohn mit dem Kinderwagen unterwegs war, habe ich ihn kurz vorher ausreichend gestillt und hatte somit ein Zeitfenster von drei bis vier Stunden oder auch schon mal darüber hinaus Zeit, um meine Erledigungen zu machen während mein Sohn in dieser Zeit sein Mittagsschläfchen hielt. Als ich nach Hause kam, wurde auf der Couch gestillt. Nur in absoluten Ausnahmefällen kam es einige wenige Male vor, dass ich draußen im Park oder in der Umkleidekabine eines Kaufhauses stillen musste. Und das war nur, weil mein Sohn als Kleinkind draußen beim Laufen hingefallen ist oder sich verletzt hatte und die Brust zur Beruhigung brauchte.
Ich kannte mein Kleinkind und seine Zeichen, wenn er unruhig wurde und gestillt werden wollte, war das am Anfang für mich innerlich ein stressiger Moment, da die Stillzeit gerade bei Verwandten in der Wohnung ungünstig war. Ich habe mein Kind versucht abzulenken und auch, wenn er mal weinerlich wurde, taten wir als Eltern es damit ab, dass ihm der Besuch alles zu viel ist und wir dann auch unter diesem Vorwand dann die Feier auch verlassen haben. Irgendwann verstand mein Sohn, dass er nur zu Hause gestillt werden kann und, wenn auch keine “kritischen” Personen bei uns zu Besuch sind. Ich gebe zu, dass es für mich bei Besuchen und Feiern eine Zitterpartie war, wenn ich sah, dass mein Sohn gestillt werden wollte, aber ich es vor den anderen nicht tun wollte, weil man Sohn schon jenseits des Abstillalters war, da die Anderen alle in der Annahme waren, er sei schon länger abgestillt.
So verschwand ich auch schon mal unauffällig auf der Restauranttoilette bei einer Familienfeier, um dem Bedürfnis meines Sohnes nachzugehen.
Ich habe meinem Sohn auch keine Kosewörter für das Stillen beigebracht. Für ihn hieß es einfach nur “stillen”, was er aber auch nicht im Beisein von anderen sagen durfte. Codewörter sind sehr hilfreich, am besten, wenn sie vom Klang nicht mit Stillen, Brust oder Milch zu tun haben. Wenn kleine Kinder ihr Codewort vor sich hin brabbeln, versteht nur die Mutter die Bedeutung, während Außenstehende dem Gebrabbel keine weitere Aufmerksamkeit schenken.
An mein Oberteil, um es hochzuschieben, ging er zum Glück gar nicht dran, so dass er mich vor den anderen dadurch auch nicht geoutet hätte. Ein größeres Kind versteht, dass es nach dem Besuch zu Hause wieder gestillt werden kann und mit der Zeit passt es sich dieser Vereinbarung an. Mein Sohn wusste ab einem bestimmten Alter, dass er woanders erst gar nicht sein Stillbedürfnis signalisieren muss, weil Stillen nur bei uns zu Hause vollzogen wurde.
Heutzutage würde ich mir weniger Stress darum machen und vielleicht auf eine Familienfeier gar nicht mitgehen mit der Ausrede unser Kind ist krank und einfach meinen Tag wie üblich gestalten, um eventuellen Situationen, in denen ich nicht stillen möchte, aus dem Weg zu gehen.
Webseiten und Quellen
https://www. stillkinder.de
https://www.lalecheliga.de
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