Wenn das Stillen wegen Gegenwind zur Belastung wird

Stille ich weiter trotz dem Druck von aussen?

Wer kennt es nicht? Die Großeltern, die nach einem Jahr fragen, ob ihr Enkelkind dabei ist sich abzustillen. Die Freundin, die nachfragt, ob Du noch stillst oder Deine nähere Umgebung die nicht versteht, warum ein größeres Baby, was schon Zähnchen hat und sich selbst fortbewegen kann noch an der Brust ist. Hinzu kommen noch zwiespältige Kommentare von “Fachexperten” wie Hausärzte, Kinderärzte und Frauenärzte.

Außenstehende haben immer gut reden, teilen nicht die intensive Bindung zu Deinem Kind und sehen einfach nicht den Nutzen des Stillens auch über das erste Lebensjahr des Babys hinaus.

Vielleicht haben sie bei ihren Kindern früher in den Ende 60er und 70er Jahren selbst die Flasche gegeben und selbst nie gestillt. Daher haben diese Personen weniger Verständnis für eine vertrauensvolle Stillbeziehung, die sie nie erfahren und gespürt haben. Sie können sich auch nicht darin hineinversetzen wie man als Mutter Tag und Nacht nur für das Kind und seine Bedürfnisse da sein kann, obwohl Oma und Opa sich schon seit Monaten fürs Babysitting anbieten und sich über die Betreuung des Babys auch über Nacht freuen würden.

Wenn Du siehst, dass Dein Baby die Geborgenheit an der Brust noch braucht, Du von den gesundheitlichen Vorteilen des Stillens ins Kleinkindalter überzeugt bist und Du Dein Kind mit Freude stillst und Dein Kind es Dir dafür auch dankt, dann höre nicht auf die Anderen.

Bleibe bei Deinem Kurs, den Du seit der Geburt eingeschlagen hast. Lass Dich nicht von den Meinungen Anderer oder der Angstmacherei einschüchtern.

Die Hauptargumente der Anderen sind in der Regel:

  • Das Kind hängt deshalb an Dir, weil Du es so lange stillst
  • Es ist nicht normal, dass Dein Kind sich nur von Dir beruhigen lässt und nicht mal von Oma und Opa
  • Du verwöhnst Dein Kind viel zu sehr
  • Es wird Dir später auf der Nase rumtanzen
  • Du übermütterst das Kind
  • Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen und nicht nur eine Mutter

Egal, was Du für Kommentare bekommen magst, es bringt nicht viel über die Vorteile von Stillen zu diskutieren und die anderen vom richtigen Weg zu überzeugen. Ihr seid auf verschiedenen Wellenlängen und es ist nicht immer vorausgesetzt, dass die Anderen Deine Sichtweise verstehen werden und wollen.

Es bleiben dann nur zwei Möglichkeiten: Entweder sich dauernd widersetzen und Contra geben, was auf Dauer mühselig und nervenaufreibend ist.

Oder die Anderen gar nicht mehr an Deinen Stillerfahrungen teilhaben lassen, das Stillen zu eurer privaten Geheimsache zu machen und sie irgendwann glauben zu lassen, du hättest bereits abgestillt.

Beide Varianten unterliegen einem gewissen Druck. Entweder dem äußeren Druck entgegen ständig Deine Sichtweise zu verteidigen oder dem inneren Druck das Stillen zu verheimlichen und hoffentlich nicht “aufzuliegen”.

Je nachdem, welches Selbstbewusstsein Du hast oder, was für Dich einfacher umzusetzen ist, wirst Du Dich für die eine oder andere Möglichkeit entscheiden.

Dein Partner wird Dir auch eine Stütze sein, wenn er Deine Stillentscheidung befürwortet.

Die Stillzeit zu einem Einjährigen geheim zu halten, ist leichter umzusetzen als bei einem jüngeren Baby, der seine Bedürfnisse sofort erfüllt haben möchte.

Bei größeren Babys haben sich schon feste Stillzeiten eingependelt, so dass das Baby zwischen den Stillzeiten sich von anderen Betreuungspersonen bespaßen lässt und aus Neugier an seiner Umgebung gar nicht nach dem Stillen verlangt. Wenn das Kind außerdem nur wenige Stillorte kennt, vielleicht nur ein Platz auf der Couch zu Hause und das Bett im Schlafzimmer wird es an anderen Orten erst gar nicht in Versuchung kommen.

Den Besuch kann man auch zu solchen Zeiten einladen, nachdem das Kind gestillt wurde, zufrieden und ausgeschlafen ist. Das Kind versteht auch mit der Zeit, dass es zu Hause nur gestillt werden kann, wenn kein Besuch da ist, so dass es auch lernt etwas zu warten, wenn es gerade nicht geht.

Verlangt das Kind nachts die Brust, sind Übernachtungen bei anderen Betreuungspersonen schwer möglich. Braucht es die Brust zum Einschlafen oder bekommt es nachts die Brust nicht, wird es Schwierigkeiten haben wird einzuschlafen bzw. wieder in den Schlaf zu finden. Meistens sind Großeltern zumindest “zufriedener”, wenn sie ihren Enkel einige Zeit am Tag für sich alleine haben können, so dass sich die Frage nach der Übernachtung erübrigt. Oder Du sagst ehrlich, dass Dein Kind noch nicht durchschläft und der Schlaf der Betreuungspersonen mehrfach gestört sein wird.

Wenn das Stillen die Partnerschaft beeinträchtigt

Wenn Dein Partner voll und ganz hinter dem Stillen steht, auch, wenn die Stillbeziehung länger andauert als gedacht, wirst Du Dich in Deiner Entscheidung bestärkt fühlen. Ihr bildet eine Einheit, was sich auch harmonisch auf eure Beziehung widerspiegeln wird. Dein Kind wird die Paarharmonie zwischen euch spüren, was die Basis für seine gesunde Entwicklung ist.

Manche Väter sind froh, wenn die Mutter die Hauptbezugsperson ist und freuen sich an den Vorteilen des Stillens. Beispielsweise, dass das Kind schnell an der Brust getröstet wird, dass sie beim Einschlafritual nicht vordergründig mitbeteiligt sind, dass sie nachts beim Aufwachen das Kind nicht in den Schlaf wiegen müssen oder mit der Zubereitung von Kunstmilch nichts zu tun haben. Sie übernehmen dann liebend gerne andere Aufgaben, mit denen sie sich mehr identifizieren. Das Umziehen, baden, die Beikost geben, das Kind bespaßen, mit ihm kuscheln, mit dem Kinderwagen spazieren fahren oder Spielplätze aufsuchen. Später kommen noch andere Aktivitäten hinzu wie Vorlesen, gemeinsam Rad fahren, das Kind in den Sportverein fahren oder mit ihm einfach nur rumtoben und Geschichten erzählen. Der Vater hat mehrere Möglichkeiten, um sich mit dem Kind zu beschäftigen und eine Bindung aufzubauen.

Fühlt sich der Vater in manchen Dingen ausgegrenzt oder ist gar eifersüchtig, dass er das Kind nicht einfach so beruhigen kann oder hat damit ein Problem, dass er seine Frau nicht mehr für sich allein haben kann, wird er früher oder später unterschwellig seine Haltung zum längeren Stillen zum Ausdruck bringen.

Oft sind Stillschwierigkeiten in der Partnerschaft in Wirklichkeit Beziehungsprobleme. Die Mutter ist mit Liebe und Hingabe für ihr Kind da, erfüllt seine Bedürfnisse, steckt oft ihre eigenen Bedürfnisse zurück und denkt nicht mehr an die Bedürfnisse des Partners. Oftmals ist auch das Bedürfnis der Mutter nach Körpernähe und Liebesaustausch schon mehr als gesättigt, da sie bereits ihre Körpernähe stundenlang täglich mit ihrem Kind austauscht.

Der Partner ist vielleicht eifersüchtig, dass seine Partnerin nur noch in ihrer Mutterrolle aufgeht und der Fokus der Frau nur noch auf das Kind ausgerichtet ist. Vielleicht fühlt er sich auch vernachlässigt, dass er für seine alltäglichen Herausforderungen kein offenes Ohr mehr findet, da sich alles nur noch ums Kind dreht. Zudem hat die Mutter oftmals nicht mehr das starke Verlangen nach einem Liebesakt, was auch den Mann bedrücken könnte.

Den unausgesprochenen Gedanken und Gefühlen auf Dauer keine Beachtung zu schenken, führt später nur zu größeren Problemen.

Ein klärendes Gespräch über die eigenen Bedürfnisse und, was die Partner voneinander in der Beziehung voneinander erwarten, kann den Konflikt lösen. Als Paar rücken beide Partner durch eine Aussprache wieder näher zusammen und werden für ihre jeweilige Situation Verständnis haben. Außerdem ist es möglich sich kleine Freiräume zu verschaffen, wo ihr zu zweit gemeinsam für einander da seid und miteinander Zeit verbringt.

Mit dem Heranwachsen des Kindes und seiner immer größeren Selbstständigkeit wird nach und nach wieder mehr Zeit da sein, die in die Beziehung investiert werden kann.

Webseiten

https://www.urbia.de/forum/36-stillen-ernaehrung/4973668-gegenwind-langzeitstillen

https://www.kinder-verstehen.de/mein-werk/artikel/langzeitstillen-wo-ist-das-problem/

https://wienerin.at/jede-sechste-mutter-musste-beim-stillen-schon-anzugliche-blicke-oder-kommentare-ertragen

https://www.liliput-lounge.de/themen/themakategorien/stillen/langzeitstillen/