Beikosteinführung – So geling der Breistart Schritt für Schritt      

Sei entspannt, mache Dir keinen Stress, wenn Dein Baby noch nicht viel von fester Kost essen will und stille bequem weiter

Meistens mit dem magischen Alter von Vollendung der sechs Lebensmonate beginnt eine große Veränderung innerhalb von Familien mit Babys. Gemäß der Empfehlungen von Gesundheits- und Ernährungsbehörden soll ab diesem Babyalter der Startschuss für die Beikost fallen.

Das Stillen hat sich bis zu diesem Zeitpunkt optimal eingependelt und für die Mutter ist es meistens sehr praktisch und unkompliziert, dass sie ihr Baby mit dem Stillen nährt.

Mit der Frage, ob für das Baby gekocht oder auf Fertiggläschen zurückgegriffen wird, ist am Anfang die anfängliche Motivation der Mutter noch groß selbst und möglichst mit Bio-Zutaten liebevoll für ihr Kind zu kochen.

Nun kommt der erste Tag der Beikost und das Baby ist überhaupt nicht begeistert Brei oder etwas anderes angeboten zu bekommen. Stattdessen wird der liebevoll zubereitete Brei vom Baby ausgespuckt und auch die nächsten Versuche in den folgenden Tagen laufen nicht besser, was die Mutter zur Verzweiflung bringt.

Meistens handelt es sich hierbei um vorübergehende Anpassungsschwierigkeiten. Fütter-/Essstörungen treten während bestimmter Übergangsphasen auf wie z.B. bei der Einführung von Brei oder fester Kost als Übergang vom Stillen.

Das Kind muss sich erstmal an den Löffel und an die neuen intensiveren Geschmacksrichtungen gewöhnen. Solange das Baby noch stillt oder Flaschennahrung bekommt, ist es nicht weiter tragisch, wenn es nur wenige Lebensmittel probiert oder isst. Ausgangslage ist wie so oft der allgemeine Gesundheitszustand des Babys, eine normale Gewichtsentwicklung und eine generell altersgerechte körperliche und psychische Entwicklung.

Erst, wenn folgende Anzeichen zutreffen, ist ein Gespräch mit dem Kinderarzt bezüglich von Beikost-Schwierigkeiten ratsam:

  • Anzeichen wie mangelnder Appetit oder scheinbar nie Hunger
  • Ausgeprägte Unlust beim Essen trotz monatelanger Beikost-Versuche
  • Würgen oder Erbrechen des Essens ohne organische Ursachen
  • Das Baby entwickelt sich nicht altersgerecht oder ist antriebslos
  • Mangelnde Gewichtszunahme oder sogar Gewichtsabnahme innerhalb von einem Monat
  • Nur mit großer Ablenkung nach einem langen Zeitraum der Beikost-Einführung ist ein Füttern möglich
  • Begleitend dazu Schlaf- und Schreiprobleme

Manchmal zeigen sich Fütterstörungen im ersten Lebenshalbjahr. Betroffene Säuglinge können nicht ihren Hunger deutlich signalisieren und haben Schwierigkeiten beim Saugen und Schlucken. Daraus resultieren auch Schlafprobleme.

Die Eltern fühlen sich vielleicht als Versager und unter Druck, den sie an das Kind weitergeben und mit Ablenkung ihr Kind zum Essen bewegen. Das zieht sich dann ins Kleinkindalter fort, dass das Kind auch später nur beim Spielen, also bei Ablenkung, selbstständig am Familientisch isst.

Nur selten liegen hierfür organische Ursachen oder chronische Erkrankungen zugrunde.

Mit viel Geduld und keinem Zwang zum Essen werden sich anfängliche Beikost-Probleme mit der Zeit einstellen.

Richtig essen von Anfang an: Vermeide die häufigsten Probleme beim Beikost-Start

Für einen gelungenen Beikost-Start habe ich einige Vorschläge für eine gelungene Beikost-Phase zusammengestellt. Hier sind meine 8 Tipps für eine entspannte Beikost-Einführung:

  1. Jedes Baby ist für die Beikost nach seinem individuellen Tempo reif und nicht gemäß den offiziellen Empfehlungen

Auch, wenn das Baby äußerlich gewisse Voraussetzungen für den Beikost-Start erfüllt (wie aufrecht sitzen, mind. sechs Monate alt etc.), muss es nicht heißen, dass es auch innerlich bereit dafür ist etwas anderes als das, was es schon kennt, sofort anzunehmen.

Babys Interesse an den Mahlzeiten der Erwachsenen zählt nicht zu den hauptsächlichen Beikostreifezeichen. In diesem Alter interessieren sich Babys für alles und bringen Nahrungsaufnahme nicht mit Sättigung in Verbindung.

Jedes Baby entwickelt sich nach seinem individuellen Tempo.

Insbesondere Stillkinder mit ihrer stark ausgeprägten Mundmotorik für das Saugen an der Brust, können sich schwer für Löffel begeistern.

Presst das Baby die Lippen zusammen, spuckt es den Brei wieder aus oder dreht seinen Kopf weg, zeigt es deutlich, dass es nicht essen möchte. Reflexartig wird die Nahrung wieder aus dem Mund herausbefördert.

Das Wort Beikost drückt schließlich aus, dass es “beigegeben” wird und nicht ersetzt.

Manche Kinder nehmen drei Monate später den Brei bzw. Beikost dafür problemlos an.

  1. Kein Druck, Zwang, Bestrafungen oder Belohnungen für die Beikost

Wichtig ist es, das Baby nicht zum Essen zu zwingen. Anfängliche Ablenkungsmanöver sind normal, um das Baby mal in den Genuss fester Nahrung zu bringen. Aber, wenn das Baby nur bereit ist mit größter Ablenkung einige Löffel in den Mund gemogelt zu bekommen, dann will es noch nicht essen.

Vergleiche mit gleichaltrigen Kindern bringen nur unnötigen Druck.

Es ist normal, dass Babys am Anfang nur sehr wenig von der Beikost essen. Mehr wird eher ausgespuckt als runter geschluckt. Wenige Löffelchen sind völlig normal. Es kennt als Hauptnahrung noch Muttermilch und ist es gewohnt seinen Hunger an der Brust zu stillen.

Sei entspannt und mache Dir deshalb keinen Kopf darum, warum Dein Kind nicht wie andere Kinder aus der Spielgruppe, die schon drei Breimahlzeiten am Tag essen, noch gar nicht viel von fester Kost wissen möchte.

  1. Nutze den Nachahmungstrieb

Essen alle Familienmitglieder gemeinsam am Tisch, kann das Baby mit am Tisch in seinem Hochstuhl sitzen und am Geschehen teilnehmen. Aufmerksam wird es die anderen beim Essen beobachten und seine Neugierde etwas zu probieren steigt. Dem Baby daher am besten auch geeignete Lebensmittel von den Speisen oder einen Brei anbieten. Irgendwann wird es auch davon probieren.

  1. Nutze einen flexiblen Löffel zum Füttern

Am Anfang haben Babys Schwierigkeiten mit der neuen Esstechnik. Bis zu einem Monat kann es dauern bis das Baby sich daran gewöhnt hat von dem Löffel Brei abzustreifen und diesen hinunter zu schlucken. Saugen und gleichzeitig runterschlucken ist die bisher bekannte Methode des Babys Nahrung aufzunehmen. Daher versuchen Babys den Brei mit dem Löffel hinunter zu schlucken, was bei harten Löffeln unangenehm ist. Von einem weichen flexiblen Löffel lässt sich ein halb voller Löffel Brei leichter sanft am Oberkiefer abstreifen.

Die neue Esstechnik mit Löffel kann für das Baby auch Überforderung sein, weshalb es auch die Beikost ablehnt.

Wenn das Kind gelegentlich schon vorher einen Löffel kennenlernen durfte wie z.B. aufgelöstes Vitamin D mit Muttermilch auf einem Löffel, wird das Essen mit dem Löffel vielleicht etwas besser angenommen.

Bestenfalls sollte der Zungenstoßreflex, der feste Nahrung und auch einen festen Löffel aus dem Mund schiebt, zur Beikosteinführung verschwunden sein.

  1. Das Baby muss sich mit den verschiedenenen Geschmacksrichtungen vertraut machen

Die Phase der Beikost ist die perfekte Phase den Grundstein für eine gesunde Ernährung beim Baby zu legen. Es kommt nun mit Obst- und Gemüsesorten in Berührung, die seinen Geschmackssinn prägen und es können sich gewisse Vorlieben daraus entwickeln.

Manche Gemüsesorten eignen sich durch ihren süßlichen Geschmack besonders gut als Einstieg. Hokkaido-Kürbis, Süsskartoffel oder Pastinake werden oft gerne von Babys gegessen. Andere Gemüsesorten können mit bereits angenommenen Obstsorten unter einen Obstbrei “versteckt” werden.

Wenn die Erwachsenen z.B. selbst keine Pastinaken mögen, warum sollen sie einem Baby angeboten werden? Die Breimahlzeiten sollten daher auch zu den Speisen der Erwachsenen passen ohne jedes Mal ein Extraessen zubereiten zu müssen.

Manchmal schmeckt dem Baby eine ausgewählte Obst- oder Gemüsesorte noch nicht und es muss öfters mit dieser Geschmacksrichtung Bekanntschaft machen bis ihm diese vertraut genug ist.

Manche Getreidesorten wie Hirse haben einen stärkeren Eigengeschmack. Neutral schmeckendes Getreide dagegen wie Reis-, Dinkel und Haferflocken sind für den Anfang besser.

Fertigbreie, die oftmals gezuckert sind, werden von Babys besser angenommen. Ratsam ist es jedoch nicht darauf zurück zu greifen, da der Geschmackssinn des Babys auf die Industriekost gewöhnt wird und das Baby später Selbstgekochtes ohne Zusatzstoffe eher ablehnt. Die Industrie lässt sich nämlich einiges einfallen, um kleine Kunden zu gewinnen, die ihre Fertigbreie lieben und somit der Umsatz steigt.

  1. Fingerfood und Brei am besten kombinieren

Bei den ersten Breiversuchen nehmen Babys am liebsten einen fein und glatt pürierten Brei ohne Stückchen am besten an. Leider lässt sich mit den handelsüblichen Mixern und Pürierstäben nicht alle Stückchen erwischen. Die Stückchen werden vom Baby meist prompt herausbefördert.

Manche Babys mögen einfach auch keinen Brei, weil sie nicht mit dem Löffel gefüttert werden wollen. Andere wollen lieber von der Milchnahrung zu fester Nahrung wechseln.

Um das Baby mit verschiedenen Konsistenzen vertraut zu machen, kann das Baby neben Breikost tagsüber ab einem gewissen Alter Fingerfood in Form von weichen Obststücken wie Pfirsiche, Nektarinen, gedünsteten Apfel- und Birnenstücken abbeißen. Somit lernt es mit der Zeit weniger wählerisch zu sein, da es mit verschiedenen Konsistenzen vertraut ist.

Auch die Feinmotorik und die Augen-Mund-Koordination wird durch selbständiges Essen von Fingerfood gleichzeitig trainiert.

  1. Wähle einen richtigen Zeitpunkt

Trotz mancher Empfehlungen Beikost am Tag am besten anzubieten, wenn das Baby hungrig ist, also vor einer Milchmahlzeit, erweist sich als wenig erfolgsversprechend. Das Baby hat keine Geduld sich Löffelchen in den Mund schieben zu lassen mit Brei, der generell eine niedrigere Kaloriendichte als die Muttermilch hat. Das Baby möchte wie immer schnell seinen Hunger stillen und an der Brust kann es sein Trinktempo selbst bestimmen. Großer Hunger wird zur Breiverweigerung führen.

Der richtige Zeitpunkt für die tägliche Beikost ist, wenn das Baby seine Stillmahlzeit eingenommen hat und ausgeschlafen ist. Wurde es vor seinem Mittagsschlaf gestillt, ist es nun nicht allzu hungrig und ausgeschlafen, um Geduld für Beikostversuche mitzubringen.

Wenn das Baby krank ist oder zahnt, wird es ebenfalls an fester Kost nicht interessiert sein. Vor und nach einer Krankheit hat auch das Baby keinen Appetit. Gerade bei Fiebererkrankungen oder anderen Infekten ist eine ausreichende Flüssigkeitsmenge in Form von Wasser oder Früchte- und Fencheltees wichtig.

Um ein gesundes Essverhalten zu entwickeln sollte das Kind nicht abgelenkt werden und die Beikost in einer reizarmen Atmosphäre ohne Fernsehen, Radio, Handy und Spielsachen stattfinden. Somit nimmt das Baby den Vorgang des Essens bewusst wahr.

  1. Das Baby ist verwirrt, wenn seine Mutter es füttert

Das Baby verbindet die Mutter mit Stillen bzw. mit der Flaschennahrung. Wenn die Mutter es nun mit Brei füttert, ist das Baby womöglich verwirrt, da es seit Monaten nur die eine Nahrungsaufnahme wie Muttermilch mit der Mutter verbindet.

Wenn der Vater die Beikost so gut wie es sich zeitlich arrangieren lässt, am Abend oder am Wochenende übernimmt, ist das Baby unvoreingenommen. Der stolze Vater wird sicherlich gerne diese Aufgabe übernehmen.

Stille auch bei Beikostschwierigkeiten darüber hinaus weiter

Wichtig ist es die Phase der Beikost gelassen zu sehen, sich und seinem Baby keinen unnötigen Stress zu machen und es passiert auch nichts Schlimmes, wenn die Breimahlzeiten nicht gemäß den Kochbüchern eingehalten werden können.

Letztlich bringen feste Breimahlzeiten nicht nur Aufwand für die Mutter alles frisch und möglichst Bio zu kochen, sondern auch Stress, wenn es nicht so läuft wie in Babykochbüchern suggeriert.

Vorübergehende Anpassungsprobleme bei der Umstellung von Muttermilch auf feste Kost werden sich mit der Zeit geben.

Solange das Baby weiterhin gestillt wird, optimalerweise bis zum Übergang zur Familienkost und bestenfalls noch bis zum zweiten Lebensjahr gestillt wird, braucht man sich gar keine Sorgen zu machen, wenn das Baby nur hier und da was von fester Kost probiert. In der Muttermilch sind alle Nährstoffe enthalten und die Immunstoffe steigen im zweiten Lebenshalbjahr sogar an. Ein vorzeitiges Abstillen ohne auf Pre-Nahrung umzustellen, würde die Mutter enorm in Stress versetzen, dass ihr Baby möglichst rasch alle vollen Portionen der Beikost annimmt.

Irgendwie steckt die Urangst der Eltern, dass das Baby ansonsten verhungern würde, wenn es nicht seine Portion an Brei aufisst.

In Kriegs- und Nachkriegszeiten war diese Angst natürlich begründet und irgendwie kennt man es vielleicht auch noch von den eigenen Eltern, bei denen man zu Besucht ist und im zwei Stunden-Takt der Tisch mit Mahlzeiten gedeckt ist und man gefühlt mit drei Kilogramm mehr nach Hause geht.

Zwinge Dein Kind nicht mit Ablenkungsmanövern oder
anderen Mitteln zum Essen

Das Verheerendste, was Eltern machen können, ist es das Baby wirklich zum Essen zu zwingen mit Ablenkungsmanövern wie mit dem Handy, Laptop, vor dem Fernseher und anderen Mitteln. Nur, um unbemerkt ein paar Löffelchen Brei in den Mund zu befördern. Das Baby signalisiert deutlich mit Ablehnung, dass es gerade keinen Hunger hat oder die Beikost einfach nicht essen will, weil es noch nicht dazu bereit ist oder es ihm auch nicht schmeckt.

Die Körpersignale des Babys wie Abneigung und Sättigung zu ignorieren und einfach den Willen der Eltern durchzuziehen, weil Kinder mit sieben Monaten drei Sorten Brei pro Tag brauchen, ist unnütz.

Kinder signalisieren selbst Hunger und Sättigung und haben wie die Erwachsenen mal mehr und mal weniger Hunger. Eltern tun ihrem Kind was unheimlich Gutes für ihre gesundheitliche Zukunft, wenn sie die Bedürfnisse ihres Kindes respektieren und Vertrauen in ihr Kind haben. Somit wird ein gesundes Essverhalten gefördert.

Essen ist ein Genuss, Entspannung und etwas Schönes. Die Eltern vermitteln mit Zwang und Druck, dass Essen auch Stress bedeutet und negative Gefühle hervorruft.

Mit diesem Verhalten werden eine falsche Beziehung zum Essen und spätere Essprobleme bei dem Kind anerzogen.

Die Eltern bestimmen, was auf den Tisch kommt und das Baby, wie viel es davon essen möchte.

Das Endziel sollte Freude an der gemeinsamen Mahlzeit sein. Dafür benötigt es Zeit, Geduld und Verständnis.

Webseiten und Quellen:

https://www.stillen-institut.com/de/beikost-empfehlungen.html

https://www.eltern.de/baby/stillen-babyernaehrung/beikostzufuettern/beikostplan

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