Stillstreik ist kein Grund fürs Abstillen – Tatsächliche Gründe fürs Abstillen

Sei zunächst entschlossen in Deiner Entscheidung für das Stillen

Beim ersten Kind und den ersten Erfahrungen mit dem Stillen weiß man als Mutter noch nicht wie sich die Stillbeziehung entwickelt und wie lange sie dauern wird. Mutter und Kind müssen sich noch auf das Stillen einstimmen. Vielleicht muss für die Mutter das eine oder andere schmerzhafte Stillproblem erstmal aus der Welt geschaffen werden, bevor das Stillen für die Mutter auch mit positiven Gefühlen verbunden ist.

Es kommt auch darauf an wie sehr entschlossen eine Mutter schon während der Schwangerschaft hinter ihrer Stillentscheidung steht. Ist sie nämlich davon überzeugt, dass das Stillen das Beste für die Gesundheit und Entwicklung ihres Kindes ist, wird sie trotz aller Hindernisse hinter ihrer Entscheidung stehen.

Von Stillproblemen wie entzündete Brüste oder Brustwarzen wird sie sich nicht davon abhalten, sondern nach Lösungen suchen, ihre Hebamme um Rat bitten und verschiedene Anlegepositionen ausprobieren bis es besser klappt. Mit der Zeit wird sich das Stillen zu einer unkomplizierten und praktischen Sache für Mutter und Kind entwickeln, wobei die Vorteile für beide auf der Hand liegen.

Eine in ihrer Stillentscheidung gefestigte Mutter wird ebenfalls über der Meinung, den Kommentaren und zwiespältigen Andeutungen von engsten Familienmitgliedern darüber stehen. Nichts kann die Meinung der Mutter über das Stillen erschüttern. Solch eine Einstellung der Mutter ist die Basis für eine liebevolle, vertrauensvolle und lange Stillbeziehung zu ihrem Kind.

Hast Du Zweifel in Bezug aufs Stillen?

Kann sich jedoch eine Mutter mit dem Stillen nicht so richtig identifizieren trotz des Hintergrundes, dass Muttermilch für ihr Kind das Beste ist, wird die Stillbeziehung nicht von langer Dauer sein. Zwar will sie das Stillen ausprobieren, aber bei den kleinsten Problemen wird eine Mutter mit einer unentschlossen Einstellung in Bezug auf das Stillen früh aufgeben.

Erste anfängliche Stillprobleme, mangelnde Hilfestellung im Krankenhaus oder von der Hebamme lassen sie bereits zweifeln, ob Stillen das richtige für sie ist. Hat sie darüber hinaus keine Geduld so viel Zeit mit ihrem Kind im Schoß zu verbringen, reicht die Zeit für das Kind an der Brust zu saugen nicht aus, um den Milchspendereflex an der Brust auszulösen. Das Baby gelangt nicht zur sättigenden Hintermilch. Es wird nicht richtig satt, quengelt und ist unzufrieden. Die Mutter gelangt zur Erkenntnis, dass sie nicht genug Milch hat und fängt an mit der Flasche zuzufüttern. Das Baby wird an der Flasche satt und lernt, dass es auch ohne Anstrengung seinen Durst und Hunger stillen kann. Mit der Saugtechnik an der Brust kommt es nicht mehr klar und fängt an die Brust zu verweigern.

Die Großeltern sind vielleicht insgeheim froh, dass sie auch mal in den Genuss kommen dürfen ihren Enkel mit der Flasche zu füttern und ihn auch gerne zeitweise betreuen können. Die Mutter erhält positives Feedback von den Großeltern und weiß die Unterstützung bei der Betreuung ihres Babys sehr zu schätzen. Die Zeit für sich und den Haushalt zu haben während ihr Baby stundenlang bei anderen Personen aus dem Familienkreis betreut werden kann, möchte die Mutter dann vielleicht auch nicht mehr missen. Und schon ist die Stillbeziehung nach nur einigen wenigen Wochen beendet, bevor sie überhaupt begonnen hat

Egal, wie lange Du jetzt stillst und, falls Du dabei merken solltest, dass das Stillen nicht so verläuft wie Du es Dir vorgestellt hast, dann ist es auch Dein gutes Recht auf Dein inneres Bauchgefühl zu hören. Versuche zwar trotzdem Dich mit dem Stillen anzufreunden und gebe nicht bei den ersten Stillproblemen auf. Aber es ist auch das gute Recht der Mutter das Stillen zu beenden, wenn sie sich einfach damit nicht anfreunden kann.

Bevor eine Mutter unzufrieden, ungeduldig und unwohl in ihrer Haut beim Entblößen ihrer Brust keine Freude dabei hat ihr Kind an ihrer Brust zu stillen, ist es besser das Stillen zu beenden.

Das Kind spürt deine innere Abneigung und deinen Stress beim Stillen. Dein Körper schüttet daraufhin zu wenig Oxytocin aus, der Milchspendereflex bleibt aus und weitere Stillprobleme können dazu kommen. Solltest Du außerdem keine Unterstützung von Deinem Partner spüren, der nicht voll und ganz hinter dem Stillen steht, kann es nicht mehr lange dauern bis Du das Stillen einstellen möchtest.

Wenn Du Dich dazu entschließt abzustillen, dann sei dazu innerlich entschlossen und habe keine Schuldgefühle. Du hast es versucht und Dein Baby hat für wenige Tage, einige Wochen oder sogar ein paar Monate Deine wertvolle Muttermilch mit Abwehrstoffen erhalten.

Folgende Fragen solltest Du Dir für Deine Stillentscheidung stellen

Bist Du als Mutter bereit Tag und Nacht stundenlang für Dein Kind da zu sein und ihm die Körpernähe zu geben, dies es braucht und sein Stillbedürfnis zu decken, verläuft die Stillbeziehung ganz anders.

Jede Mutter sollte sich spätestens während der ersten Erfahrungen mit dem Stillen einige Fragen stellen, um ihre Stillentscheidung zu bekräftigen oder anzuzweifeln, falls bereits erste Zweifel aufgekommen sind.

Möchte ich, dass sich mein Kind wegen des Stillens so stark an mich bindet, dass ich jederzeit für die Bedürfnisse meines Kindes zur Verfügung stehen muss?

  • Bin ich bereit die “alleinige” Fürsorge zu übernehmen ohne mein Kind für den Tag oder die Nacht an die Großeltern abgeben zu können, damit ich mal durchschnaufen kann?
  • Ist es für mich in Ordnung, dass mein Partner mich nachts nicht unterstützen kann, in dem er aufsteht und das Fläschchen zubereitet, während ich im Bett liegen bleiben kann?
  • Wie steht mein Partner zu meiner Stillentscheidung? Kann ich darüber hinweg sehen, wenn er anderer Meinung zu meiner Stillentscheidung ist?
  • Komme ich mit dem womöglichen Druck aus dem Umfeld zurecht, warum ich so lange noch stille?
  • Wie offen gehe ich mit dem Stillen um? Habe ich ein Problem damit in der Öffentlichkeit zu stillen, wenn es mal sein muss? Entschließe ich mich lieber nach dem ersten Lebensjahr meines Kindes das Stillen zu Hause vor den anderen Familienmitgliedern geheim zu halten, um mich nicht rechtfertigen zu müssen?
  • Habe ich mir ein bestimmtes Alter meines Kindes bzw. ein Datum ausgesucht als Anhaltspunkt wie lange ich stillen möchte?
  • Bin ich bereit auf die Signale meines Kindes zu achten und bin ich bereit die Stillbeziehung zu verlängern, auch, wenn es länger als mein festgesetztes Datum gestillt werden möchte?
  • Kann ich Stillen mit dem Wiedereinstieg in meinen Beruf vereinbaren?

Dies sind keine Gründe für sofortiges Abstillen

Entgegen damaliger Empfehlungen, ist nicht immer ein plötzliches Abstillen bei gewissen Erkrankungen der Mutter notwendig. Viele Medikamente lassen sich mittlerweile mit dem Stillen vereinbaren.

Bei diesen Erkrankungen muss nicht abgestillt werden

  • Wunde Brustwarzen
  • Soor
  • Brustentzündung
  • Brustabszess
  • Fieber
  • Wundinfektionen
  • Infektionen der Harnwege
  • Virusinfektionen
  • Bakterielle Infektionen (Mittelohr- oder Mandelentzündung)
  • Einnahme von Antibiotika
  • Brustoperationen

Muss jedoch wirklich plötzlich abgestillt werden, sollten rezeptpflichtige Abstill-Medikamente nicht die Wahl sein.

Am besten die Milch aus den gespannten Brüsten ausstreichen oder abpumpen. Aber immer nur so viel Milch, dass die Spannung in den Brüsten nachlässt. Somit wird ein Milchstau und eine Brustentzündung vermieden. Da nur “wenig” entleert wird, wird die Brust auch wenig Milch nachproduzieren.

Die Nachfrage bestimmt das Angebot, so dass die Milchbildung mit der Zeit immer mehr zurückgeht.

Natürliches Abstillen oder Stillstreik? – Der Unterschied

Es kommt schon mal vor, dass ein Baby anscheinend grundlos die Brust verweigert. Es weint und schreit beim Anlegen, windet sich und bewegt sich von der Brust weg. Es saugt nur kurz und lässt die Brust schreiend los. Die Eltern können es sich nicht erklären, dass es nicht mehr an der Brust trinken möchte.

Vielleicht liegt der letzte Schreck noch in den Gliedern des Babys, als es in die Brustwarze gebissen hat und die Mutter voller Schmerzen zusammenzuckte. Oder es bahnt sich eine Erkrankung an und das Baby hat Ohrenschmerzen beim Trinken, oder der Kiefer tut weh, weil das Baby bald anfängt zu zahnen.

Oft wird die Verweigerung der Brust als natürliches Abstillen des Babys interpretiert. Kinder unter einem Jahr stillen sich in der Regel noch nicht selbst ab. Ein natürliches Abstillen und die Beendigung der liebevollen Stillzeit wäre nicht mit Weinen und Schreien verbunden. Hat das Kind nämlich seine Still- und Saugbedürfnisse lang genug gedeckt, gibt das Kind zufrieden die Brust auf.

Um die Spannung aus den Brüsten zu holen, kann die Mutter das zu Viel an nicht getrunkener Milch ausstreichen und dem Kind die Milch aus einem Becher anbieten.

Ruhe, Geduld und das Ausprobieren von neuen oder “abenteuerlichen” Stillpositionen können das Baby wieder auf den Geschmack bringen. Stillen beim Herumtragen, beim Wippen auf einem Hüpfball oder im Schaukelstuhl wiegend, bringen neue Lust aufs Stillen. 

Die vielfältigen Gründe fürs Abstillen

Unter welchem Einfluss Still-Mamas bei ihrer Entscheidung abzustillen, stehen:

  • Wegen einer Folgeschwangerschaft und einem möglichen Risiko einer Fehlgeburt
  • Nach dem Abstillen werde das Kind besser durchschlafen
  • Es würde besser essen, nachdem es abgestillt ist
  • Das Kind ist zu alt zum Stillen
  • Das Kind hat schon alle seine Milchzähne
  • Das Kind würde unnötig Schadstoffe aus der Muttermilch aufnehmen
  • Es sei zu sehr abhängig von der Mutter
  • Der Schlafmangel der Mutter würde sich bessern
  • Damit die Mutter endlich freier ist
  • Das Kind könne endlich in seinem Bett schlafen
  • Die Mutter muss nicht mehr auf alternative Medikamente zurückgreifen
  • Die Muttermilch hat doch kaum noch Nährstoffe
  • Einem gestillten Jungen würde längeres Stillen schaden, da es sich dann zu sehr auf die Brust fixiert
  • Das Kind würde psychisch einen Knacks bekommen
  • Das Kind würde nicht mehr am Rockzipfel der Mutter hängen
  • Das Kind würde sich leichter im Kindergarten eingewöhnen
  • Damit der Monatszyklus sich wieder einpendelt
  • Endlich mehr Zweisamkeit für das Elternpaar
  • Es würde durch Muttermilch Karies bekommen
  • Damit die Mutter endlich wieder arbeiten gehen kann

Diejenigen Personen, die den größten Einfluss auf die Mutter bezüglich des Abstillens haben, sind: Die eigenen Eltern, Schwiegereltern, Freunde, Kinderarzt, Zahnarzt, Hausarzt, Gynäkologe, der Partner, Nachbarn, Geschwister, Hebamme und zum Schluss laut Rangliste der Umfrage aus “Langes Stillen” die Stillberaterin.

Lässt sich eine Mutter von einer Person aus ihrem Umfeld zum Abstillen überzeugen und sie zieht es dann auch durch, können im Nachhinein Schuldgefühle auftreten, weil es nicht dem Wunsch des Kindes und der Mutter entsprach.

Nach dem Abstillen kann es einen starken Hormonumschwung geben, der ein Wechselbad der Gefühle mitbringt. Emotionen wie Trauer, ein Gefühl der Sinnlosigkeit und Angst verunsichern die Mutter nach dem Abstillen.

Es ist zu beobachten, dass viele Kinder nach dem Abstillen dazu neigen am Daumen oder anderen Fingern zu lutschen. Wird über längere Zeit vielleicht bis zum Grundschulalter am Daumen gelutscht, kann dies zu Zahnfehlstellungen führen. Stillen dagegen verbessert die Zahnstellung.

Quellen und Webseiten:

https://www.eltern.de/baby/babyentwicklung/abschied-vom-stillen

https://www.netdoktor.de/baby-kleinkind/abstillen/